Der empfundene Stress der Mutter im ersten Lebensjahr des Kindes ist entscheidend: Zu dieser Zeit ist das Risiko für Übergewicht beeinflussbar.

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Wenn eine Mutter gestresst ist, kann das zu Übergewicht bei ihren Kindern führen. Denn der empfundene Stress der Mutter im ersten Lebensjahr des Babys ist ein Risikofaktor für eine Übergewichtsentwicklung, heißt es vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Das Ergebnis einer dort durchgeführten Mutter-Kind-Studie zeigt: Vor allem Mädchen sind betroffen und werden langfristig davon geprägt.

Die Forscher untersuchten, wie sich psychologische Einflüsse auf das Gewicht von Kindern bis zu einem Alter von fünf Jahren auswirken. "Gerade das Zeitfenster während der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren ist in der kindlichen Entwicklung sehr sensibel für äußere Einflüsse, die zu Krankheiten oder auch Übergewicht führen können", sagt die Ernährungswissenschafterin Kristin Junge vom UFZ.

Besonders das erste Lebensjahr des Kindes ist entscheidend für die spätere Gewichtsentwicklung. Hat die Mutter in dieser Zeit viel Stress, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Kinder einen höheren Body-Mass-Index entwickeln. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Es gibt Studien, die zeigen, dass das "Stressempfinden der Mutter von Jungen möglicherweise weniger intensiv wahrgenommen oder besser kompensiert" wird, erklärte Saskia Trump, Autorin der Studie.

Besondere Aufmerksamkeit

Stress während der Schwangerschaft und ab dem zweiten Lebensjahr des Kindes haben hingegen keine signifikanten Auswirkungen auf die Gewichtsentwicklung beider Geschlechter. Daher sollte Müttern und ihrem Wohlergehen im ersten Jahr besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, so die Empfehlung der Forscher.

Die an der Studie teilnehmenden Mütter empfanden eine starke Verkehrsbelastung und Lärm als stressig, gefolgt von einer schwierigen Wohnsituation und einem niedrigen Haushaltseinkommen. Hebammen und Kinderärzte sollten im ersten Jahr besonders aufmerksam sein für Anzeichen von Stress, empfiehlt Ernährungswissenschafterin Junge.

Fast zehn Prozent aller Kinder in Deutschland und Österreich zwischen zwei und sechs Jahren sind übergewichtig. Drei Prozent gelten als fettleibig. Für die Langzeitstudie wurden 498 Mutter-Kind-Paare untersucht. Sie wurden ab der Schwangerschaft begleitet, um Auswirkungen von Umwelteinflüssen und Lebensgewohnheiten auf Gesundheit und Wohlbefinden zu erforschen. (APA, 10.1.2019)