Das Kompositbild aus Daten des Hubble-Teleskops (oben rechts) und des Liverpool Telescope (unten links) zeigt den "Super-Novaüberrest" um M31N 2008-12a.
Foto: Matt Darnley, Liverpool John Moores University

Liverpool/Lancaster – Mithilfe des Hubble-Teleskops (das aktuell leider wieder einmal mit Problemen ringt) und spektrografischen Aufnahmen einiger bodengestützter Teleskope haben britische Forscher ein Phänomen entdeckt, das man in diesen Ausmaßen bisher noch nicht kannte: eine auf Nova-Explosionen zurückgehende Schockwelle, die beinahe 400 Lichtjahre Ausdehnung hat.

Fundort ist unsere große Nachbarin in der Lokalen Gruppe, die 2,5 Millionen Lichtjahre entfernte Andromedagalaxie. Als Epizentrum wurde ein mit M31N 2008-12a bezeichnetes Sternsystem ausgemacht, das aller Wahrscheinlichkeit nach aus einem Weißen Zwerg und einem Partnerstern besteht.

Nova ...

Weiße Zwerge sind das Endstadium von Sternen wie unserer Sonne und als solches ebenso langlebig wie stabil. Das Bild ändert sich jedoch, wenn ein zweiter Stern vorhanden ist und mit dem Zwerg interagiert: Der Weiße Zwerg zieht Materie aus der Hülle seines Partners ab, bis er so viel davon angesammelt hat, dass seine eigene Hülle instabil wird und eine Explosion verursacht – eine Nova. (Der Name rührt daher, dass Astronomen früherer Tage dachten, sie hätten es mit einem neuen Stern zu tun, weil plötzlich dort etwas aufleuchtete, wo zuvor nichts zu sehen war.)

Eine solche Nova kann eine Million Mal heller strahlen als unsere Sonne, berichten die Forscher um Matt Darnley von der Liverpool John Moores University . Und doch ist sie nur eine Kleinigkeit verglichen mit dem noch wesentlich gewaltigeren Phänomen einer Supernova: Das tritt dann auf, wenn die Explosion nicht nur auf einem Teil der Hülle des Weißen Zwergs stattfindet, sondern wenn er zu Gänze zerrissen wird.

... und Supernova

Eine solche thermonukleare Supernova vom Typ Ia schickt eine Schockwelle aus: Das von der Explosion losgeschleuderte stellare Material breitet sich mit etwa 10.000 Kilometern pro Sekunde aus und heizt das umgebende interstellare Medium auf. Das Ergebnis ist eine mehrere Lichtjahre durchmessende besondere Variante von Emissionsnebel, genannt "Supernova-Überrest".

Was rund um M31N 2008-12a entdeckt wurde, ist allerdings eher – man beachte den kleinen Unterschied – ein "Super-Novaüberrest". Denn hier hat noch keine Supernova stattgefunden, dafür aber eine bemerkenswerte Anzahl von Novae. Laut Darnleys Kollege Steven Williams von der Lancaster University bringt der Zwergstern eine solche Explosion pro Jahr hervor. Der schnellste Nova-Produzent in unserer Milchstraße schafft es nur einmal pro Jahrzehnt.

Überlebenskünstler

Und M31N 2008-12a hält den explosiven Takt offenbar schon seit sehr langer Zeit. Die Forscher führten Simulationen durch, um zu berechnen, wie viele Novae es brauchen würde, um einen Überrest zu erzeugen, dessen Ausmaße selbst den der meisten bekannten Supernovae übertreffen. Das Ergebnis: Der hartnäckige kleine Stern muss schon seit Millionen von Jahren ständig vor sich hin explodieren, ohne dass es ihn die Existenz kosten würde. (jdo, 13.1.2019)