Sebastian Kurz ist ein Frühaufsteher.

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Bundeskanzler Sebastian Kurz hat es irgendwie mit dem "Frühaufstehen". Seit Jahr und Tag verwendet er diese Metapher, um die fleißigen, braven Menschen, für die sich die Türkisen starkmachen wollen, von den anderen, den bedauerlicherweise nicht so Energiegeladenen und Leistungswilligen, abzugrenzen.

Zuletzt im Parlament im Dezember. Schon im türkisen Wahlprogramm von 2017 wurde eine Hymne auf jene gesungen, "die morgens früh aufstehen".

Zur Herkunft dieser Formel: Der irische Premierminister Leo Varadkar, der als ein Vorbild von Kurz gilt und auch dessen Opernballgast war, sagt gern: "Ich will jene vertreten, die sehr früh am Morgen aufstehen."

Jetzt bei der Regierungsklausur in Mauerbach sagte Kurz auf die Nachricht, dass Wien die Kürzung der Mindestsicherung nicht mitmachen will: "Ich glaube nicht, dass es eine gute Entwicklung ist, wenn immer weniger Menschen in der Früh aufstehen, um zu arbeiten, und in immer mehr Familien nur mehr die Kinder in der Früh aufstehen, um zur Schule zu gehen."

Dazu gäbe es einiges an Sachlichem zu sagen (zum Beispiel dass ein Teil der Mindestsicherungsbezieher sehr wohl arbeitet, aber wegen des geringen Verdienstes oder Arbeitslosengeldes die Hilfe als sogenannte "Aufstocker" bezieht; oder dass ein Drittel Kinder sind).

Vorläufig genügt aber: Der Krieg der türkis-blauen Koalition gegen Wien ist erklärt. (Hans Rauscher, 10.1.2019)