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Donald Trump, der Tayyip Erdogan mit der Abzugsankündigung der USA aus Syrien entgegenkam, droht diesem nun wieder.

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Washington/Ankara – US-Präsident Donald Trump hat die Türkei im Fall eines Angriffs auf kurdische Truppen in Nordsyrien vor einer "wirtschaftlichen Zerstörung" gewarnt. Allerdings warnte er zugleich auch die Kurden vor Provokationen: "Ich will auch nicht, dass die Kurden die Türkei provozieren", fügte er in einer weiteren Nachricht hinzu. Trump sprach zudem von der Schaffung einer Sicherheitszone von 32 Kilometern, führte das aber nicht näher aus.

Die mit den USA alliierten Kurden in Nordsyrien, genauer gesagt die kurdisch-arabischen Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), befürchten nach dem Rückzug der US-Soldaten aus dem Land einen Angriff der Türkei. Diese sieht die kurdischen Kämpfer der YPG – die an der Spitze der SDF steht – als Terroristen und als verlängerten Arm der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Präsident Tayyip Erdoğan hatte erst am Dienstag erklärt, sehr bald zur Tat schreiten zu wollen, "um diese Terrororganisationen auf syrischem Boden zu neutralisieren".

Im Dezember hatte er eine Offensive gegen die kurdischen Truppen vorerst auf Eis gelegt, nachdem die USA ihren Truppenabzug aus Syrien angekündigt hatten. Am Donnerstag betonte Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu gegenüber dem Sender NTV allerdings, dass die Türkei losschlagen werde, sollten die USA ihren Abzug zu lange hinauszögern.

US-Sicherheitsberater John Bolton hatte die Türkei vergangene Woche bereits verärgert, als er bei einem Besuch in Israel den Abzug der USA aus Syrien von türkischen Sicherheitsgarantien für die Kurden abhängig machte. Auf Trumps Äußerungen von Montagfrüh reagierte der türkische Präsidentensprecher Ibrahim Kalin verschnupft. Die USA sollten damit aufhören, die Kurden mit der YPG zu verwechseln, sagte er. Es gebe aus Sicht Ankaras "keinen Unterschied" zwischen der YPG und der Jihadistenmiliz IS.

Angst auch vor IS-Erstarken

Die USA hatten ihren Rückzug aus Syrien am Freitag begonnen. Rund zehn gepanzerte Fahrzeuge und weitere Maschinen waren von der US-Basis Rmeilan in der Provinz Al-Hasaka abgezogen worden, meldete da die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Allerdings betonten die USA, dass man langsam vorgehen werde und vorerst keine Soldaten abziehe.

Im Washingtoner Sicherheitsestablishment ist die Sorge vor einem Wiedererstarken des IS groß, den die USA gemeinsam mit den SDF bekämpft hatten. Trump sieht den IS zwar als besiegt an, Analysen zeigen aber, dass er vor allem in letzter Zeit wieder an Kraft gewonnen hat. Laut dem "Wall Street Journal" hat die Türkei auch nach dem Abzug umfangreiche US-Militärhilfe für den Kampf gegen den IS angefordert. Laut Quellen der Zeitung waren die türkischen Hilfsgesuche "so umfangreich, dass sich das US-Engagement im Fall einer Erfüllung erhöhen statt verringern würde". (mesc, APA, Reuters, 14.1.2018)