Graphic Novel "Peršmanhof": Die Protagonisten werden von den Nazis auf ihrem Hof entdeckt.

Foto: bahoe books

Verena Loisel, Evelyn Steinthaler, "Peršmanhof. 25. April 1945". € 14,00 / 72 Seiten. Bahoe Books, Wien 2018

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Der 25. April 1945: In Torgau an der Elbe treffen US-Truppen zum ersten Mal auf ihre sowjetischen Verbündeten. Freiheit liegt in der Luft. Im südlichen Kärnten/Koroška atmen die Widerstandskämpfer schon auf. "Na juriš" (Slowenisch: "Auf zum Sturm") singen die Partisanen und erholen sich an diesem Tag am Hof der Familien Sadovnik und Kogoj. Dort, im abgelegenen Leppengraben bei Eisenkappel / Železna Kapla, dürfen sie in den Betten der Bauernfamilie schlafen und können sich stärken.

Die im Bahoe-Books-Verlag erschienene Graphic Novel erzählt die Geschichte dieses einzigen Tages aus der Sicht der damals 13-jährigen Anči, eines der Kinder der zwei Familien am Peršmanhof. Anči ist an diesem Tag aufgeregt, weil sie von Flammen geträumt hat. Hören will ihren Traum niemand. Mutter und Tante sind beschäftigt, die Wäsche der Partisanen zu waschen.

Das Massaker

Als ein Bataillon des SS- und Polizeiregiments am Hof auftaucht, ist es zu spät. Die SS-Einheiten werden zwar von den Partisanen zurückgedrängt, als sie aber auf den leeren Hof zurückkehren, beginnt das Massaker: Rachedurstig ermorden sie die 13-köpfige Familie Peršman und setzen den Hof in Brand. Anči, ihre Schwester Amalja und ihr Cousin werden für tot gehalten, können aber als Einzige wie ein Wunder überleben.

Auf 72 Seiten hat Verena Loisel detailgetreu gezeichnet, was sich am 25. April 1945 am Peršmanhof abgespielt hat. Der Text von Evelyn Steinthaler beschränkt sich gekonnt auf wenige Ausrufe. Knappe Originalzitate aus den Vernehmungsprotokollen geben den berührenden Bildern minimalen historischen Kontext.

Einfach durchblättern lässt sich diese Graphic Novel trotzdem nicht. Schließlich erzählt sie die Geschichte, die das ganze Land betrifft, anhand eines Ortes: ein brutales Massaker an der Zivilbevölkerung in der sogenannten Endphase, in der der Krieg schon längst entschieden war. Ermittlungs- und Fahndungsversuche nach der Befreiung versanden und werden schlussendlich eingestellt. Die überlebenden Opfer des Massakers bleiben auf sich allein gestellt. Nach dem Krieg bauen sie den Hof mit eigenen Mitteln wieder auf.

Für ein breites Publikum

Der Peršmanhof wird in den 1980er-Jahren zum Museum umgestaltet. Auch das erzählt die Graphic Novel. Die junge Bauerntochter Anči ist als gealterte Überlebende zu sehen. Sie ist wortkarg, kämpft mit ihren Erinnerungen an das Massaker, die sich von diesem Ort nicht lösen wollen. Die neugierigen Blicke der Gedenkstättenbesucher treffen die Hinterbliebene. Für sie ist Anči ein musealisierter Teil der Ausstellung.

Die Historikerin Lisa Rettl unterstreicht in ihrem Nachwort das pädagogische Ansinnen dieser Graphic Novel, die auch an Kärntner Schulen präsentiert wurde. Die schrecklichen Bilder werden so geordnet, und die gezeichneten Gesichter erhalten Biografien. Es wird versucht, das bildhafte Grauen auch in Begriffen zu verstehen. Ein würdevolles Buch, das dieses grausame Kapitel der österreichischen Widerstandsgeschichte für ein breiteres Publikum aufarbeitet. Eine zweite Auflage ist schon in Planung. (Laurin Lorenz, 17.1.2019)