1. Modifizierte Version von Mays Deal

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Derrylin, Grenze zwischen Nordirland und Irland.
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Theresa Mays mit der EU ausverhandelter Deal wurde vor allem wegen der umstrittenen Backstop-Lösung abgelehnt. Im Deal steht: Solange die EU und Großbritannien kein gemeinsames Handelsabkommen haben, bleibt ganz Großbritannien in der Zollunion und Nordirland zusätzlich noch im europäischen Binnenmarkt. Der Backstop ist unbefristet und kann nicht unilateral aufgekündigt werden. Die Regierung könnte sich also an Brüssel wenden und um weitere Zugeständnisse ersuchen. Das Problem ist jedoch: Die EU hat bereits ausgeschlossen, in diesen Punkten Änderungen zuzulassen. Wenn May hier mit leeren Händen kommt, unterstützen laut Guardian-Schätzung wieder nur etwa 200 der 635 abstimmenden Parlamentarier den Deal.

2. No Deal: Austritt aus der EU ohne Deal

Bei Dover üben Lastwagenfahrer für den Brexit.
Foto: APA/AFP/GLYN KIRK

Die Parlamentarier wollen den Austritt ohne Deal mehrheitlich zwar nicht, die Variante wird aber mit der Zeit beliebter. Nach aktueller Gesetzeslange tritt Großbritannien mit 29. März aus der EU aus. Der Deal, den May mit der EU ausverhandelt hat, wurde vom Parlament ja klar abgelehnt – also würde der Austritt ohne weitere gesetzliche Regelung über die Bühne gehen. Ab 30. März würden dann für Großbritannien die Regeln der Welthandelsorganisation WTO gelten. Ein harter Kern von etwa 100 Parlamentariern hat keinerlei Berührungsängste in mit diesem Szenario.Trotzdem: Viele langgediente Tory-Abgeordnete haben klar gemacht, dass sie so einen Schritt verhindern würden. Und Labour macht das ohnehin zur Bedingung für weitere Verhandlungen.

3. Vereinbarung nach dem Norwegen-Modell

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Norwegen lebt gut von den Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport.
Foto: REUTERS/Nerijus Adomaitis

Ein Modell wie jenes der EU mit Norwegen wäre ein Szenario für das künftige Verhältnis Großbritanniens zur EU. Norwegen plus steht für den Versuch des Verbleibs der Briten in einer Zollunion und einem Binnenmarkt, unbefristet oder bis zu einer Lösung der Irlandfrage. Norwegen ist bei der Efta, wo auch Großbritannien vor dem Beitritt zur EWG Mitglied war, nun aber nicht unbedingt willkommen ist. Zwar würde so wirtschaftlicher Schaden für das Vereinigte Königreich abgewendet. Doch die Personenfreizügigkeit müsste weiterbestehen, was unrealistisch ist.

Rund 200 Abgeordnete könnten das Modell unterstützen. Hauptsächlich kämen die Stimmen von Labour, aber auch von den Tories und der schottischen National Party.

4. Künftige Zusammenarbeit innerhalb einer Zollunion

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Im nordwalisischen Broughton werden Airbus-Flügel verladen.
Foto: REUTERS/Phil Noble

Eine Zollunion solle geschaffen werden, wenn es nach der Labour-Partei geht. Wohlgemerkt eine Zollunion – um sie von der Zollunion zu unterscheiden, die ja im Rahmen der EU bereits existiert. Damit würde der von einer ungestörten Lieferkette abhängigen Wirtschaft geholfen und auch das Problem der inneririschen Grenze gelöst.

Theresa May hingegen hält den Vorschlag für inkompatibel mit der Entscheidung der Wähler für den Brexit, da als Folge Großbritannien weiterhin nicht seine eigenen Handelsabkommen schließen könnte.

Der Großteil der 256 Labour-Abgeordneten würde bei diesem Vorschlag der Parteilinie folgen. Ob aus den anderen Parlamentsparteien Unterstützung kommen würde, hängt von möglichen Alternativen ab.

5. Erneutes Referendum über einen Austritt aus der EU

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Erst seit einigen Wochen wird ein zweites Referendum in Großbritannien auf breiterer Ebene diskutiert, davor galt diese Option als absolutes No-Go. Etwa 100 Labour-Abgeordnete, die anderen Oppositionsparteien sowie eine Reihe prominenter Tories drängen Labour-Parteichef Jeremy Corbyn, ein zweites Referendum zu fordern.

May schließt es weiterhin kategorisch aus, und tatsächlich wäre diese Option wohl das Eingeständnis des politischen Scheiterns. Fraglich ist auch, ob sich die Organisation bis 29. März ausginge und ob das Ergebnis tatsächlich eine geänderte britische Meinung bringen würde. Welche Unterstützung ein zweites Referendum im Parlament tatsächlich hätte, ist offen. Der Guardian rechnet mit einer Zahl zwischen 170 und 300 Parlamentariern. (mhe, vos, saw, 18.1.2019)