Die Grünen wollten es wissen und haben eine Studie in Auftrag gegeben, um die tatsächliche Besteuerung von Konzernen zu eruieren. Ein löbliches Vorhaben. Auch wenn das Ergebnis aufgrund dürftiger Datenlage mit Vorsicht zu genießen ist, enthält die Untersuchung doch eine Kernbotschaft: Zwischen der fiskalischen Belastung der multinationalen Betriebe und den nominellen Steuersätzen klafft eine ziemlich große Lücke. Einfacher ausgedrückt: Satte Rabatte reduzieren den gesetzlichen Tarif.

Die Kluft ist – nicht ganz überraschend – in den Niederlanden und in Luxemburg besonders groß. Aber auch in Österreich möchte ein Normalsterblicher auf der Differenz Klavier spielen können, die zwischen 25 Prozent KÖSt-Satz und 13 Prozent effektiver Besteuerung liegt.

Keine Frage: Österreich hat mit der Gruppenbesteuerung ein attraktives Umfeld für Konzerne geschaffen. Verluste von Töchtern im Ausland können hierzulande angerechnet werden. Dazu kommt das Schachtelprivileg für Multis, das freilich keine hiesige Erfindung ist.

Dank der starken internationalen Verflechtung der österreichischen Wirtschaft haben die Begünstigungen massive Auswirkungen. Was grundsätzlich für den Standort positiv ist, weil der Erhalt von Konzernzentralen viel Wertschöpfung im Inland sichert, hat einen schalen Beigeschmack: Der Mittelstand, der keine vergleichbaren Privilegien in Anspruch nehmen kann, schaut durch die Finger. (Andreas Schnauder, 22.1.2019)