Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in modernen Industriestaaten. Forscher des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) ist es nun gelungen, einen neuen Marker, mit dem das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall prognostiziert werden könnte, zu identifizieren: Es handelt sich um das Protein Chemerin.

Chemerin ist ein Botenstoff (Adipokin), der hauptsächlich im Fettgewebe sowie in Leber, Nieren und Pankreas gebildet wird. Er trägt dazu bei, dass sich die zunächst gleichartigen, undifferenzierten Zellen des Fettgewebes für bestimmte Aufgaben in Funktion und Gestalt spezialisieren. Zudem lockt Chemerin Immunzellen zu verletztem Gewebe, die dort sofort Entzündungen auslösen und auf diese Weise Infekte abwehren.

Das Signalprotein ist somit Teil der feinregulierten Alarmanlage des Körpers. "Gerät das System aus den Fugen, drohen Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall", erklärt Studienleiterin Krasimira Aleksandrova vom DIfE.

Noch Forschung notwendig

Die genauen Zusammenhänge von Entzündungsreaktionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bisher nicht vollständig klar. Das Team um Aleksandrova analysierte nun die Blutproben von insgesamt 2.500 Männern und Frauen. Basis der Untersuchungen bildeten die Daten der Potsdamer EPIC-Studie mit über 27.500 Studienteilnehmern.

Die Forscher beobachteten erstmals, dass die Konzentration von Chemerin im Blut bereits vor Einsetzen von Herzinfarkten und Schlaganfällen erhöht ist. Demnach könnte Chemerin als Indikator genutzt werden, um das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen genauer hervorzusagen. "Unsere Ergebnisse bestätigen, dass das Signalprotein Chemerin sowohl für Entzündungsprozesse als auch für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt. Diese Spur sollte unbedingt weiterverfolgt werden. Das Verstehen um die genauen Funktionen von Chemerin könnte künftig die Suche nach neuen Präventionstherapien und Medikamenten verbessern", sagt Aleksandrova. (red, 24.1.2019)