Vielen deutschnationalen Burschenschaftern ist der Akademikerball eine weite Reise wert. In der Hofburg sind die Korporierten unter sich, draußen wird protestiert.

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Die Sperrzone ist kleiner als im Vorjahr und endet beim Ring.

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Das Bündnis "Jetzt Zeichen Setzen" hat bereits am Donnerstag eine Aktion unter dem Titel "Shame" vor dem Bundeskanzleramt abgehalten. Nachdem auch Regierungsmitglieder am Ball teilnehmen, sieht man auch den Bundeskanzler in Verantwortung.

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Jedes Jahr wird am 27. Jänner weltweit der Opfer des Holocausts gedacht. Und jedes Jahr finden sich rund um dieses Datum auch deutschnationale Burschenschafter aus Österreich und Deutschland in der Wiener Hofburg ein, um einen Ball zu feiern, der für Empörung und Protest bei Antifaschisten sorgt. Als die Betreibergesellschaft des Hofburg-Kongresszentrums bekanntgab, die Räumlichkeiten wegen der "politischen und medialen Dimension" des Balls künftig nicht mehr für diese Zwecke zu vermieten, schritt die FPÖ zur Hilfe: Deren Wiener Landesgruppe trat als neuer Ballorganisator auf. Seither trägt der frühere WKR-Ball den Namen "Akademikerball".

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Am Charakter des Balls als "Korporationsball" habe die FPÖ-Übernahme wenig geändert, sagt Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW). Die Befürchtung vieler Burschenschafter, dass man künftig in den Hofburg-Prunkräumen auch vermehrt "FPÖ-nahem Proletariat" begegnen werde, habe sich nicht bewahrheitet.

Freundschaftsbesuche

Für die deutschnationalen Verbindungen sei das Event jedenfalls weiterhin bedeutend. Dass es sich dabei um ein europaweites Rechtsextremen-Netzwerktreffen handle, wie manchmal behauptet wird, hält Weidinger jedoch für übertrieben: Rechtsextreme seien für ihre Vernetzungsaktivitäten auf den Ball nicht angewiesen, dafür gebe es andere Foren.

Dennoch kam es in den vergangenen Jahren immer wieder im Vorfeld des Balls zu Freundschaftsbesuchen ausländischer Rechts-außen-Granden in Wien, die dann mit einem gemeinsamen Ballbesuch verknüpft wurden: So war im Jahr 2012 auch Marine Le Pen, die Vorsitzende des französischen Front National (heute: Rassemblement National), zu Gast. Die Zahl ausländischer Promis sei in den vergangenen Jahren aber gesunken, sagt Weidinger.

Weniger Polizisten unterwegs

Anders als in den vergangenen Jahren werden heuer vergleichsweise wenig Polizisten im Einsatz sein: Laut Polizeisprecher Paul Eidenberger geht man davon aus, dass 1900 Beamte reichen werden – das sind nur zwei Drittel des vorjährigen Aufgebots. Der Grund: Heuer ist für Freitag nur eine Demonstration angemeldet, es müssen also nicht mehrere Demozüge separat begleitet werden. Auch die Sperrzone rund um den Heldenplatz wird kleiner sein: Sie endet bei der Ringstraße, die Staatsoper ist diesmal nicht eingeschlossen. Ab 17 Uhr gilt das Platzverbot.

Die Demonstration gegen den FPÖ-Akademikerball sorgt wieder für ein Platzverbot in der Innenstadt. Im Vergleich zu den Vorjahren wird es heuer kleiner ausfallen.
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Im Zentrum der Proteste steht – nachdem das Bündnis NoWkr 2015 seine Auflösung bekanntgab – die Offensive gegen Rechts, die im Rahmen der Demonstration sowohl zum "Protest gegen Rechtsextremismus und Neofaschismus" als auch gegen "die schwarz-blaue Regierung der Reichen und Konzerne" aufruft. Auch die Österreichische Hochschülerschaft hat dazu aufgerufen, sich dem Protest anzuschließen. 2000 bis 3000 Personen wurden angemeldet.

Treffpunkt für die Demonstration ist beim Schottentor. Anschließend soll die Demo über die Wipplingerstraße bis zum Stephansplatz ziehen, wo die Schlusskundgebung geplant ist. "Der Akademikerball ist keine harmlose Tanzveranstaltung", sagt Dagmar Schindler von der Offensive gegen Rechts. "Die Hofburg ist an diesem Abend Treffpunkt für Rechtspopulisten und Rechtsextreme, die dort Seilschaften knüpfen."

Die Polizei rät Autofahrern, den innerstädtischen Bereich großräumig zu umfahren. (Gabriele Scherndl, Maria Sterkl, Vanessa Gaigg, 24.1.2019)