In Davos waren alle Augen auf Greta Thunberg gerichtet. Ihre Forderung: die Emission von Treibhausgasen zu stoppen.

Foto: APA/AFP/FABRICE COFFRINI

Dafür hat die 16-Jährige auch in Davos junge Mitstreiter gefunden.

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Unser Haus brennt. Ich bin hier, um zu sagen, dass unser Haus brennt. Nach Angaben des IPCC sind wir weniger als zwölf Jahre davon entfernt, unsere Fehler nicht mehr rückgängig machen zu können. In dieser Zeit müssen beispiellose Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft stattfinden, einschließlich einer Reduzierung unserer CO2-Emissionen um mindestens 50 Prozent. Und bitte bedenken Sie, dass diese Zahlen nicht den Aspekt der Gerechtigkeit beinhalten, der unbedingt notwendig ist, damit das Pariser Abkommen weltweit funktionieren kann.

An Orten wie Davos erzählen die Menschen gerne Erfolgsgeschichten. Aber ihr finanzieller Erfolg ist mit einem unvorstellbaren Preis verbunden. Und beim Klimawandel müssen wir anerkennen, dass wir gescheitert sind: alle politischen Bewegungen in ihrer jetzigen Form und die Medien, die es nicht geschafft haben, ein breites öffentliches Bewusstsein zu schaffen. Aber der Homo sapiens ist noch nicht gescheitert. Wir können das immer noch in Ordnung bringen.

Jetzt ist nicht die Zeit für Höflichkeiten. Jetzt ist es an der Zeit, Klartext zu sprechen. So wie die Klimakrise die größte und komplexeste Herausforderung ist, der die Menschheit je gegenüberstand, so einfach ist die Lösung, dass sogar ein kleines Kind sie versteht: Wir müssen unsere Treibhausgasemissionen stoppen.

Kein Aktivismus?

Ihr sagt, nichts im Leben ist schwarz oder weiß. Aber das ist eine Lüge. Eine sehr gefährliche Lüge. Entweder wir verhindern 1,5 Grad Celsius Erwärmung oder nicht. Entweder wir vermeiden es, diese irreversible Kettenreaktion außerhalb der menschlichen Kontrolle auszulösen, oder wir tun es nicht. Entweder wir entscheiden uns, als Zivilisation weiterzumachen, oder nicht. Das ist so schwarz oder weiß, wie es nur geht. Es gibt keine Grauzonen, wenn es ums Überleben geht.

Einige sagen, wir sollten keinen Aktivismus betreiben. Stattdessen sollten wir alles unseren Politikern überlassen und einfach für eine Änderung votieren. Aber was tun wir, wenn es keinen politischen Willen gibt? Wenn die notwendige Politik nirgendwo in Sicht ist? Hier in Davos – wie überall – reden alle über Geld. Es scheint, dass Geld und Wachstum unsere einzigen Hauptanliegen sind.

Wir müssen fast alles in unseren heutigen Gesellschaften verändern. Je größer euer CO2-Fußabdruck, desto größer eure moralische Verpflichtung. Je größer eure Plattform, desto größer eure Verantwortung.

Die Erwachsenen sagen immer, wir schulden es den jungen Leuten, ihnen Hoffnung zu geben. Aber ich will eure Hoffnung nicht. Ich möchte nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre. Und dann will ich, dass ihr handelt. Dass ihr so handelt, wie ihr es in einer Krise tun würdet. Als würde unser Haus brennen. Denn das tut es. (Greta Thunberg, 28.1.2019)