Mit Whatsapp hat Facebook eine App in der Hand, die auf jedem Handy zu finden ist.

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Mark Zuckerberg baut Facebook radikal um. Die bisher getrennten Dienste Whatsapp, Facebook-Messenger und Instagram sollen technisch verheiratet werden – damit sich etwa Nutzer von Instagram und Whatsapp untereinander Nachrichten schicken können. Bisher war das nicht möglich. Dieses "Whatstabook" würde das Leben vieler Nutzer, die bisher schon mal verschiedene Apps nutzen mussten, um mit ihren Freunden oder Verwandten in Kontakt zu bleiben, erleichtern.

Gegen eine mögliche Zerschlagung

Neben der Benutzerfreundlichkeit will Facebook damit auch sicherstellen, dass seine Dienste weiterhin eine zentrale Stelle auf Smartphones einnehmen und die Zerschlagung des Konzerns erschwert wird. In der Politik kommen insbesondere seit dem Datenskandal um Cambridge Analytica immer wieder Forderungen auf, Facebook müsse gezwungen werden, sich von den Diensten zu trennen. Den Nutzern sollen zwar weiterhin verschiedene Apps angeboten werden, die Anwendungen würden aber auf einer gemeinsamen technischen Infrastruktur laufen. Seit Facebook Whatsapp 2014 gekauft hat, verfügt das Unternehmen über ein beachtliches mobiles Line-up. Mehr als zwei Milliarden Menschen nutzen täglich Facebook, Whatsapp, Instagram oder den Messenger.

Mit stark verbreiteten Apps kann der Konzern auch höhere Preise für Onlinewerbung verlangen. Schon jetzt gehört ihm ein großer Teil des weltweiten Werbekuchens, der auch schon bald weiter anwachsen wird. In den kommenden Wochen werden auch Whatsapp-User Werbung in ihrem Statusbereich zu sehen bekommen. Dabei hilft Facebook, dass Kunden sehr einfach Werbung schalten können. Mit der Zusammenlegung der Dienste kann Facebook genauere Daten über die Nutzer sammeln. Ein enormer Wettbewerbsvorteil gegenüber Medien oder anderen Onlinediensten.

Albtraum der Mobilfunker

Mit der Zusammenlegung seiner Dienste setzt Facebook aber auch Mobilfunker noch stärker unter Druck. So hat Whatsapp bei vielen seiner Kunden das Format SMS abgelöst, und immer mehr Kunden telefonieren auch mit der Messenger-App. Während Facebook mit seinen Anwendungen gutes Geld verdient, stellen die Mobilfunkanbieter lediglich die dafür notwendigen Datenleitungen zur Verfügung. In Deutschland nutzt bereits jeder zweite Messenger-Nutzer (51 Prozent) die Anruffunktion der Apps auf seinem Smartphone. Tendenz steigend. Besonders dramatisch ist der Absturz der SMS. Wurden im vierten Quartal des Jahres 2013 in Österreich noch 1,349 Milliarden SMS verschickt, waren es im zweiten Quartal 2018 nurmehr 572 Millionen.

Die Mobilfunker versuchen damit pragmatisch umzugehen. Marktführer A1 setzt sogar auf die Zugkraft von Facebook. Seine Kunden können schon jetzt Whatsapp, Facebook-Messenger und Instagram nutzen, ohne das Datenvolumen ihres Tarifs zu belasten. Ein Schritt, der vor wenigen Jahren unvorstellbar war.

Der damalige A1-Chef Hannes Ametsreiter hatte 2014 heftige Kritik an Newcomer wie Whatsapp geübt, die Umsätze der Netzbetreiber wollen. Diese würden "nie Infrastruktur in Österreich bauen", so seine Warnung. (Markus Sulzbacher, 29.1.2019)