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Graz – Nach den Masernfällen am LKH Graz hat die Kinderklinik 27 von 28 vorsorglich behandelten Säuglingen bis Mittwoch wieder entlassen, hieß es in einer Aussendung. Sie waren einer Therapie mit Immunglobulinen unterzogen worden. Bei einem Baby bestehe der Verdacht einer Infektion, das Laborergebnis sei aber noch ausständig.

Zudem wurden seitens der Klinik elf weitere Eltern kontaktiert, deren Babys mit dem Virus in Kontakt waren. Von ihnen kommen nun laut LKH fünf Säuglinge zur Therapie mit Immunglobulinen in die Kinderklinik.

26 Kinder dürfen nicht zur Schule

Die Bezirkshauptmannschaft Weiz in der Oststeiermark hat nach einem Masernfall 26 nicht geimpften Kindern der Volksschule Anger vorübergehend den Schulbesuch behördlich verboten. Bezirkshauptmann Rüdiger Taus bestätigte am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der "Kleinen Zeitung". Die Maßnahme sei zwar "ungewöhnlich", aber in Anbetracht der hohen Ansteckungsgefahr nötig.

Neben den 26 nicht geimpften Kindern gibt es weitere 15 Kinder, die nicht alle Teilimpfungen erhalten haben. Sie können sich entweder nachimpfen lassen oder müssen über einen Bluttest nachweisen, dass sie ausreichend geschützt sind. Insgesamt gehen 134 Kinder in die Volksschule Anger. Die nicht geimpften Schüler dürfen laut Bescheid auch keine Kinderbetreuungs- oder Gesundheitseinrichtungen wie etwa Hausarzt oder Krankenhaus, keine Sporteinrichtungen wie Fußballplätze, Schwimmbäder oder andere öffentliche Veranstaltungen und Einrichtungen besuchen.

Taus zufolge seien keine Lehrer oder anderes Personal der Schule vom Verbot betroffen, da alle geimpft seien oder ihren Immunstatus nachweisen konnten. Der Bezirkshauptmann ist nach eigenen Angaben Befürworter der Impfprophylaxe, "damit genau solche Probleme vermieden werden".

Politische Diskussion um Impfpflicht

Volksanwalt Günther Kräuter hatte erst vor wenigen Tagen "endlich wirksame gesundheitspolitische Maßnahmen" gefordert: "Seit Jahren fordert die Volksanwaltschaft eine konsequente Gesundheitspolitik gegen die hochansteckenden und gefährlichen Masern. Vor allem Kleinkinder, die noch nicht geimpft werden dürfen, sind die Leidtragenden." Statistisch gesehen würde ein an Masern Erkrankter rund 18 Personen anstecken. Eine Masern-Impfpflicht müsse in den Mutter-Kind-Pass aufgenommen werden, was die Gesundheitsministerin allerdings schriftlich gegenüber der Volksanwaltschaft abgelehnt habe. "Dafür fehlt mir jedes Verständnis. Diese Chance muss ergriffen werden, denn Aufklärungskampagnen und Appelle haben sich als letztlich wirkungslos erwiesen", sagte Kräuter.

Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) sprach sich am Mittwoch jedoch gegen eine Impfpflicht aus. Sie setze auf "Selbstbestimmung" und Aufklärung durch das Gesundheitspersonal, dass Impfungen sinnvoll seien.

Die Neos fordern indes einen "Impfgipfel", um das Thema aufs Tapet zu bringen. Parteivorsitzende Beate Meinl-Reisinger erklärte, dass sich die Neos nach längeren Diskussionen darauf geeinigt hätten, dass ein verpflichtender Impfnachweis sinnvoll sei. Zudem soll es einen elektronischen Impfpass und bei Kindergarten- und Schuleinschreibung ein verpflichtendes Impfgespräch mit den Eltern geben. (APA, red, 30.1.2019)