Michael Tojner arbeitet mit dem Vorstand der B&C Privatstiftung "an einer gemeinsamen Lösung".

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Wien – Es ist, als hätten sie Kreide gefressen. Michael Tojner, Unternehmer und Investor, bestätigt, dass er mit dem Vorstand der B&C-Privatstiftung "an einer gemeinsamen Lösung" arbeitet. Stiftungsvorstandsmitglied Wolfgang Hofer sieht eine "vorsichtige Annäherung"; von der Vorbereitung einer feindlichen Übernahme der B&C-Stiftung durch Tojner und den damit verbundenen Durchgriff auf die Beteiligungen an den österreichischen Industrieunternehmen Amag, Lenzing und Semperit ist (derzeit) nicht mehr die Rede.

Zur Orientierung: Tojner hat im Vorjahr Verhandlungen mit Bank-Austria-Mutter Unicredit aufgenommen. Er hat ihr angeboten, ihre Letztbegünstigtenrechte in der Stiftung zu kaufen und dafür 100 Millionen Euro geboten. Zudem soll er 150 Millionen Euro dafür offeriert haben, ihn in den Stiftungsvorstand aufzunehmen, und er hätte Dividendenausschüttungen gewollt. Die Unicredit hat Tojner für diese Gespräche Exklusivität eingeräumt.

Versuch der feindlichen Übernahme

Die B&C-Stiftung, einst von der Bank Austria (BA) gegründet, sah darin den Versuch einer feindlichen Übernahme. Stiftungsvorstand Erich Hampel (einst Chef der Bank Austria und bis Herbst 2018 ihr Aufsichtsratsvorsitzender) legte daraufhin sein Mandat in der BA und alle Funktionen in der Gruppe zurück. Die Industriebetriebe kappten ihre Geschäftsbeziehungen zur österreichischen Unicredit-Tochter.

Das Unterfangen Tojners, der Investoren wie Krone-Herausgeber Christoph Dichand oder Andritz-Chef Wolfgang Leitner an Bord hat, sorgte für Riesenwellen. Nicht zuletzt hat es ihm auch eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft durch die FMA eingebracht. Sie hatte Hampel nach seinem Rücktritt befragt und ihn danach wegen Verdachts der versuchten Anstiftung zur Untreue angezeigt. Tojner bestreitet den Vorwurf,die Unschuldsvermutung gilt.

Nun wird also Öl auf die Wogen geleert. "Tojner bzw. seine Montana-Tech unterstützen uns bei unseren Verhandlungen mit Unicredit. Wie haben das Ziel, die Letztbegünstigtenrechte an der Stiftung in eine österreichische Struktur einzubringen", erklärt B&C-Stiftungsvorstandsmitglied und Rechtsanwalt Hofer. Die Rechte, die freilich nur bei einer Liquidation der Stiftung schlagend werden und gemäß Stiftungsrecht nicht sehr wertvoll sind, sollen also von der Mailänder Unicredit nach Österreich transferiert werden. Wobei die handelnden Personen – anders als Tojner – nicht bereit sind, dafür viel Geld auf den Tisch zu legen. Hofer dazu: "Tojner hat den Italienern diesbezüglich die Sterne vom Himmel versprochen." Die von Tojner erhoffte Änderung des Stiftungsrechts dürfte so bald doch nicht kommen.

Kein Engagement des Staates

Wie genau die "neue Struktur" rund um die Letztbegünstigtenrechte konstruiert wird, ist noch nicht klar – sehr wohl aber, dass Tojner nicht Teil davon sein soll. Der beanspruche das auch gar nicht, sagt Hofer, und werde in der B&C auch sonst keine Funktion bekommen, auch nicht im Stiftungsvorstand. Zudem sei der Plan, der Staat könnte sich künftig bei B&C einbringen, vom Tisch. "Die Idee, dass sich die Verstaatlichtenholding beteiligt, wurde fallengelassen", sagt Stiftungsvorstand Hofer.

Stellt sich die Frage, warum Tojner plötzlich zurückrudert. Mag sein, dass die Tatsache eine Rolle spielt, dass er wegen seiner Immodeals immer stärker unter Druck gerät; im Burgenland wurde er ja von Landesrat Hans Peter Doskozil (SPÖ) angezeigt. Aus Tojners Kreisen wird kolportiert, er sei schon froh, wenn die Stiftung von Italien losgelöst werde, zugunsten Österreichs. Zudem soll Tojner davon ausgehen, dass die Compliance bei B&C geändert wird; gemeinhin wird ja kritisiert, dass die Kanzlei Grohs Hofer Rechtsanwälte viele sehr lukrative Aufträge aus dem B&C-Reich bekommt. Zudem soll sich Tojner diverse Kooperationen mit B&C erhoffen.

Und wenn das alles nicht klappt? "Unsere Unterlassungsklagen gegen Unicredit und BA sind fertig. Das Schlimmste, was uns nach einem Rechtsstreit passieren kann, ist, dass alles so bleibt, wie es ist", glaubt Hofer. Und wie erklärt er sich Tojners Schwenk? "Tojner ist jetzt Altruist." (Renate Graber, 1.2.2019)