Vera Russwurm wird die Gesundheitskoordinatorin der Bundesregierung.

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Es zahlt sich aus, Sebastian Kurz zu unterstützen – zumindest, wenn man prominent ist. Diese Erfahrung haben nicht nur einige Personen gemacht, die heute im Nationalrat oder auf der Regierungsbank sitzen. Sondern nun auch die Fernsehmoderatorin Vera Russwurm. Im Oktober moderierte sie eine ÖVP-Veranstaltung, bei der sie den Kanzler als "unfassbar tolles politisches Talent" und "gutaussehenden jungen Politiker" pries. Sein Charme komme auch bei Angela Merkel oder "der Brexit-Dame" (die britische Premierministerin Theresa May, Anm.) bestens an.

Am Sonntag wurde die promovierte Medizinerin dann als Gesundheitskoordinatorin von Kurz' Bundesregierung präsentiert – zwar im Ressort von Ministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), denn Türkis-Blau streitet nicht nur nicht, ÖVP und FPÖ teilen auch gern miteinander. Die 59-Jährige soll jetzt eine "Vorbildfunktion" erfüllen und "darlegen, wie kann ich meine Bewegung und meine Ernährung im täglichen Alltag einbauen", sagte die Gesundheitsministerin.

Das wirkt etwas vage und auch wie ein Abstieg im Vergleich zu dem, was Russwurm 2006 hätte werden können: Der damalige Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) wollte sie als Überraschungskandidatin für die Nationalratswahl und dann womöglich als Gesundheitsministerin – sie lehnte ab.

Das war kurz nach dem Ende von Vera, Russwurms erfolgreichster und immer wieder mit Voyeurismus-Vorwürfen bedachter Show rund um Promis und Schicksalsschläge. Produziert wurde die Sendung von Ehemann Peter Hofbauer, mit dem sie drei Töchter hat.

Nachfolgende Sendungen konnten nie an den Erfolg von Vera anknüpfen, in den Hauptabend schaffte es die Wienerin nicht mehr. "Hat das vielleicht etwas mit dem Geburtsdatum zu tun?", fragte Russwurm einmal rhetorisch.

Ihre Fernsehkarriere begann 1979 als "Tritsch-Tratsch-Girl" im ORF, sie moderierte dort später verschiedene Showformate und wurde auch von Printmedien (Krone, News) als Kolumnistin verpflichtet.

Aktuell präsentiert das TV-Urgestein mit dem markanten Muttermal auf der Oberlippe am Freitagabend auf ORF 2 Vera. Das kommt in den besten Familien vor. Ob der Öffentlich-Rechtliche das mit ihrem Regierungsjob vereinbar findet, muss der ORF erst prüfen. Vielleicht will Russwurm das TV-Kapitel nach 40 Jahren auch abschließen. (Sebastian Fellner, 3.2.2019)