Paris – Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat Vorbehalte gegenüber der zum Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs möglichen Impfung entschieden zurückgewiesen. "Unbegründete Gerüchte" über Folgen der Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) "verzögern und behindern weiterhin unnötigerweise die Ausweitung der Impfung, die dringend benötigt wird, um Gebärmutterhalskrebs vorzubeugen", erklärte IARC-Direktorin Elisabete Weiderpass in Paris.

Über die HPV-Impfung kursieren Gerüchte, sie könne als Nebenwirkungen chronische Müdigkeit oder gar Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose (MS) verursachen. Wissenschafter dementierten das. In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass der Impfstoff unbedenklich sei. Zu den häufigsten Impfreaktionen zählen Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle sowie Fieber. In seltenen Fällen kann es zu Ohnmachtsanfällen kurz nach der Impfung kommen.

HP-Viren werden vornehmlich durch Geschlechtsverkehr übertragen und verursachen die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs. Diese Krebsart, an der weltweit alle zwei Minuten eine Frau stirbt, ist die vierttödlichste Krebsart für Frauen. Nach Einschätzung der IARC könnte Gebärmutterhalskrebs ohne eine deutliche Ausweitung der Vorsorgemaßnahmen bis zum Jahr 2040 etwa 460.000 Todesfälle verursachen.

Echte Langzeitstudien fehlen noch

Da sich Gebärmutterhalskrebs sehr langsam – manchmal über Jahrzehnte entwickelt –, fehlen noch echte Langzeitstudien, die die Auswirkung der HPV-Impfung auf die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs messen konnten. Die zusammengefassten Ergebnisse bisheriger randomisiert-kontrollierter klinischer Studien zeigen aber, dass die Impfung bei jungen Mädchen das Auftreten von Krebsvorstufen deutlich verringert. Eine Modellrechnung des Wiener Ludwig Bolzmann-Instituts geht davon aus, dass die flächendeckende und kostenlose Einführung der HPV-Impfung für alle 12-jährigen Mädchen erste Erfolge in 20 Jahren zeigen würde.

Erste Ergebnisse zeichnen ein positives Bild. Ein im Jahr 2015 zugelassener Impfstoff gegen neun Untertypen des HPV-Virus hat in einer sechsjährigen Langzeitstudie bei Frauen im Alter von 16 bis 26 Jahren nachhaltige Wirkung bewiesen. Er habe das Potenzial, 90 Prozent aller Erkrankungen, die durch das humane Papillomavirus ausgelöst werden, zu verhindern, heißt es vonseiten der MedUni Wien, die an der Entwicklung des Impfstoffs beteiligt beteiligt war.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine HPV-Impfung für alle Mädchen im Alter von neun bis 14 Jahren. Um das Virus zu eliminieren, wird in manchen Ländern – wie auch in Österreich – auch die Impfung von Buben empfohlen. Die IARC ist eine Einrichtung der WHO mit dem Ziel, die internationale Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Krebs zu fördern. Sie hat ihren Sitz im ostfranzösischen Lyon. (APA, AFP, red, 5.2.2019)