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Papst Franziskus nahm auf dem Rückflug von Abu Dhabi nach Rom Geschenke entgegen – äußerte sich aber auch zu sexuellem Missbrauch.

Foto: Luca Zennaro/Pool Photo via AP

Abu Dhabi / Vatikanstadt – Papst Franziskus hat sexuellen Missbrauch von Nonnen in der katholischen Kirche eingeräumt. "Es stimmt, es ist ein Problem", sagte er auf dem Rückflug von Abu Dhabi nach Rom am Dienstag. "Ich weiß, dass Priester und auch Bischöfe das getan haben. Und ich glaube, es wird immer noch getan", sagte er auf eine Frage, was der Vatikan gegen den sexuellen Missbrauch von Ordensschwestern tun wolle.

Es betreffe einige Kulturen oder religiöse Gemeinschaften mehr als andere. "Es ist keine Sache, die alle machen." Bisher hatte sich Franziskus nicht zu dem Thema geäußert.

Suspendierungen

Der Vatikan arbeite seit langem an dem Problem, so der Papst. Einige Kleriker seien "suspendiert" und "weggeschickt" worden. Er fügte hinzu: "Muss man mehr (gegen das Problem, Anm.) machen? Ja. Wollen wir mehr machen? Ja."

Er sprach dabei einen Fall einer Gemeinschaft aus der Vergangenheit an, bei dem Frauen "wie Sklaven" behandelt worden seien. Es sei bis zur "sexuellen Sklaverei" durch Kleriker und den Gründer der Gemeinschaft gegangen, so Franziskus. Der damalige Papst Benedikt sei "sehr mutig" gewesen und habe diese Gemeinschaft nach starken Widerständen sofort nach seinem Amtsantritt aufgelöst. Laut New York Times meinte er eine Splittergruppe der "Gemeinschaft vom heiligen Johannes" in Frankreich.

Die Misshandlung von Frauen sei ein generelles Problem. "Die Frau ist zweiter Klasse", sagte Franziskus. "Es ist ein kulturelles Problem. (...) Es gibt Länder, wo die Misshandlung von Frauen bis zum Frauenmord geht."

Ex-Nonne erhebt Vorwürfe

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" forderte am Mittwoch, den Missbrauch von Nonnen mit auf die Tagesordnung zu nehmen. Das Problem erklärt die Bewegung mit dem "männlichen Klerikalismus", der dazu beitrage, dass Frauen in vielen Teilen der Welt als Menschen zweiter Klasse angesehen werden.

"Erst wenn Frauen auf allen Ebenen der Kirche auf Augenhöhe sind mit Männern und wenn überhaupt niemand in der Kirche mehr in die Position gebracht wird, dass er sich einem anderen unterwerfen muss, erst dann wird es keinen Missbrauch mehr geben", sagte die Theologin Doris Reisinger der Deutschen Presse-Agentur. Die gebürtige Bayerin stand jahrelang im Dienst der Kirche, bis sie 2011 aus der Ordensgemeinschaft "Das Werk" austrat. Sie erstattete Anzeige gegen einen Priester, sie dort 2008 vergewaltigt zu haben. Strafrechtlich verurteilt wurde er dafür nicht.

Gipfeltreffen im Vatikan

Die katholische Kirche steht derzeit stark wegen Missbrauchsskandalen in mehreren Ländern unter Druck, dabei geht es um die Misshandlung von Kindern. Ende Februar hat der Papst ein Gipfeltreffen in Vatikan zu dem Thema einberufen. Daran sollen die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen aus aller Welt teilnehmen. Das Treffen beschäftigt sich allerdings nicht mit dem Missbrauch von Frauen in der Kirche.

Erst vor kurzem kritisierte das Frauenmagazin der Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano", dass die Kirche dieses Problem immer noch ignoriere. Missbrauch hänge generell viel mit der Struktur der Kirche zusammen, in der die Geistlichen die Macht auf sich vereinten.

Auch die Internationale Vereinigung von Generaloberinnen, die weltweit 500.000 Ordensschwestern vertritt, beklagte unlängst eine "Kultur des Schweigens". Sie ermutigte Frauen in religiösen Gemeinschaften, jeden Fall von Missbrauch zu melden. (APA, red, 5.2.2019)