Slalomfahrerinnen wie Katharina Liensberger sollen es richten.

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Noch ist nicht aller Renntage Abend, doch Österreichs vor der WM in Åre hochgehandelten Skidamen droht bei der 45. Auflage ein Desaster, erstmals seit der Heimweltmeisterschaft 1982 in Schladming ohne Medaille die Heimreise antreten zu müssen. Zwar sind Ramona Siebenhofer in der Kombination und Stephanie Venier in der Abfahrt um jeweils vier Hundertstel denkbar knapp an Bronze vorbeigeschrammt, die Erwartungen aber waren nach fünf von sechs Saisonerfolgen in der Königsdisziplin und einem Super-G-Sieg freilich ganz andere. So aber steht das Team von Jürgen Kriechbaum mit zweimal Blech ziemlich betroffen im Abseits statt im Rampenlicht. "Die ganze Crew, die Mädchen haben alles dafür gegeben, es war die eine oder andere Kleinigkeit, die einfach nicht zu hundert Prozent gepasst hat. Und vielleicht auch die letzte Abgebrühtheit, die du auch brauchst, um das rüberzubringen", sagte der Damen-Rennsportleiter.

Verkehrte Welt

"Wir haben hart dafür gearbeitet. Im Endeffekt hat es einfach nicht gereicht", sagte Venier. Auch bei Nicole Schmidhofer war die "Enttäuschung natürlich riesig". Fakt ist, dass die Speed-Abteilung erstmals seit 2013 ohne WM-Medaille blieb. In St. Moritz 2017 standen die Damen nach drei Rennen mit drei Medaillen da. Damals gewann Schmidhofer Gold im Super-G, Venier Silber in der Abfahrt und Michaela Kirchgasser Bronze in der Kombination.

Gehadert wurde auch mit den Bedingungen. Bei der wegen Wind und Nebel auf 1670 Meter verkürzten Sprintabfahrt, die von der Slowenin Ilka Stuhec mit ihrem zweiten Goldcoup in 1:01,74 Minuten einer Erledigung zugeführt wurde, konnten die ÖSV-Läuferinnen ihre Stärken nicht entsprechend ausspielen. "Das ist schade für uns, aber wir hätten es trotzdem alle draufgehabt", sagte Schmidhofer. Venier: "Da trainierst du den ganzen Sommer und Winter darauf hin, und dann dauert die Abfahrt nur eine Minute."

Vorzeichen

Dabei war es vor Åre prächtig gelaufen. Schmidhofer führt vor Siebenhofer, der frischgebackenen Weltmeisterin Stuhec und Venier im Abfahrtsweltcup. Samt Tamara Tippler landeten sie am Sonntag alle unter den besten zehn, ein Stockerlplatz schaute jedoch nicht heraus. In den Weltcupabfahrten dieser Saison stand Schmidhofer in Lake Louise, Siebenhofer in Cortina d'Ampezzo zweimal ganz oben, Venier feierte in Garmisch-Partenkirchen ihren ersten Weltcupsieg, und Schmidhofer gewann zudem den letzten Super-G vor der WM. Die Siege seien super gewesen, aber an Stabilität habe es gemangelt, sagte Kriechbaum. Der 52-Jährige vermisste eine gewisse Abgebrühtheit: "Wenn man sich über die Weltcupergebnisse in eine gewisse Favoritenrolle manövriert, dann muss man auch cool bleiben und die Leistung abrufen."

Gelegenheit dazu gibt es nach dem Teambewerb noch im Riesentorlauf und Slalom. Nach den Ausfällen von Stephanie Brunner, Österreichs Bester im Riesentorlauf, Anna Veith und Katharina Gallhuber, der überraschenden Bronzemedaillengewinnerin im Slalom bei Olympia 2018, sind die Aussichten allerdings nicht sonderlich rosig.

Letzte Hoffnung Slalom

Am ehesten könnte es im Torlauf klappen, gab es doch diese Saison schon zwei Podestplatzierungen durch Bernadette Schild zum Auftakt in Levi und Katharina Liensberger mit Platz drei in Flachau. Die Salzburgerin war zudem Vierte in Killington und die Vorarlbergerin Vierte am Semmering, wo auch Katharina Truppe mit Platz fünf aufzeigte.

Nun gelte es dem Druck standzuhalten. "Für jeden Tag aufs Neue konzentrieren und fokussieren und das Beste daraus machen", sagte Kriechbaum. Venier suchte Positives. "Das, was wir erreicht haben in der Saison, kann uns eigentlich keiner mehr nehmen. Es war gut, es hat gepasst. Eine WM ist nicht alles im Leben." (Thomas Hirner, 12.2.2019)