Mein Mann und ich verbringen seit 2014 immer einen Teil des Jahres auf Bali. Anfangs waren wir zu zweit, nach einem guten Jahr kam unsere Tochter zur Welt. Hannah ist jetzt fast drei Jahre alt, und es ist schön, mit ihr auf der Insel zu leben. Kinder haben hier einen sehr hohen Stellenwert. Als ich schwanger war, haben mir sogar wildfremde Menschen den Bauch getätschelt. Wir genießen die Nähe zum Strand, Hannah kann überall barfuß herumlaufen.

Gemeinsam am Strand.
Foto: Martina Gruber

Homeoffice mit Zeitverschiebung

Freizeit und Arbeiten lassen sich hier perfekt für uns vereinbaren: Mein Mann hat eine Firma in Österreich, kann seine Arbeit aber online erledigen. Ich habe lange Zeit online Übersetzungen gemacht. Jetzt betreibe ich den Food-Blog Whatminiloves und helfe meinem Mann in der Firma. Das ist unser Arrangement.

Wir haben Glück, dass die Zeitverschiebung für uns arbeitet: Wenn es in Österreich 9 Uhr ist, ist es bei uns 15 Uhr. Das heißt, mein Mann und ich können mit unserer Tochter bis in den Nachmittag hinein Zeit am Strand verbringen oder etwas unternehmen. Ab 15 Uhr sind wir zu Hause. Mein Mann arbeitet dann meistens bis Mitternacht im Homeoffice. Ich arbeite zwei Stunden am Nachmittag, und abends wieder, wenn Hannah schläft.

Hannah mit einem Nachbarskind.
Foto: Martina Gruber

Nachbarschaftliche Kinderbetreuung

Wir haben hier ein Netzwerk mit Nachbarn aufgebaut und helfen uns gegenseitig. Nachmittags haben wir für zwei Stunden eine Kinderbetreuung – eine Balinesin, die unsere Tochter seit der Geburt kennt. Sie bringt immer ihre eigene Tochter mit, so hat Hannah eine Spielkameradin, während ich arbeite. Weil die Nachbarskinder gern bei uns sind, haben wir manchmal sogar fünf oder sechs Kinder im Haus. Die Kinder finden natürlich auch Hannahs Spielsachen aus Europa interessant.

Wenn unsere Tochter später in den Kindergarten geht, wird sich unser Tagesrhythmus wieder ändern. Allerdings ist der Kindergarten ein Konzept, das die Balinesen gar nicht haben. Die Einrichtung gibt es nur für Ausländer oder reiche Einheimische. Die meisten wohnen hier auf großen Grundstücken mit mehreren Häusern, in denen die Verwandtschaft wohnt. Hier zieht man die Kinder gemeinsam groß.

Foto: Martina Gruber

Echtes Bali

Ursprünglich wollten wir in einer typischen Expat-Villa mit Swimmingpool wohnen. Das haben wir zwei Monate lang auch gemacht, fühlten uns aber überhaupt nicht wohl. Es war Zufall, dass wir dann unser derzeitiges Haus im Süden der Insel gefunden haben. Es ist viel traditioneller, und wir mussten einiges renovieren.

Dafür haben wir Meerblick und wohnen im echten Bali: Bei uns im Dorf gibt es so gut wie keine Touristen, und im Umkreis von paar hundert Metern ist nichts außer einigen wenigen Nachbarhäusern, dichtem Wald, Kühen, Hühnern und streuenden Hunden. Den Wohnort haben wir uns nicht danach ausgesucht, wie praktisch es ist, hier ein Kind aufzuziehen, denn die Infrastruktur ist nicht so ideal. Das könnte uns später bei der Schulsuche auf den Kopf fallen. Es gibt zwar schon internationale Schulen, sie sind aber eine Stunde Fahrzeit entfernt.

Großeltern weit entfernt

Ein wirklicher Nachteil ist, dass die Großeltern so weit weg und dadurch nicht kurzfristig verfügbar sind. Anfangs war es für unsere Tochter schwieriger, eine starke Bindung aufzubauen. Mittlerweile sind Hannah und die Großeltern aber ein Herz und eine Seele und die Großeltern über Facetime auch präsent, wenn wir auf Bali sind. Als unsere Tochter zwölf Wochen alt war, sind wir zum ersten Mal mit ihr geflogen. Das war der aufregendste, aber auch einfachste Flug mit ihr.

Mandi und Minum

Wir und unsere Tochter sprechen mittlerweile auch etwas Indonesisch. Das ist einfacher als Balinesisch. Hannah verwendet für manche Worte die indonesische Version statt der deutschen: Sie sagt nicht, dass sie baden geht, sondern sie geht "mandi", sie trinkt nicht, sondern sagt dazu "minum". Ich finde es schön, dass meine Tochter so früh mitbekommt, dass die Welt divers ist. Wir genießen unser Familienleben auf Bali, die offene, freundliche Mentalität der Einheimischen und die traumhafte Landschaft. (Familienprotokoll: Marietta Adenberger, 17.2.2019)