Die Gewerkschaften fordern eine 35-Stunden-Woche und eine sechste Urlaubswoche für alle.

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Wien –Nach den Warnstreiks in der vorigen Woche werden die Kollektivvertrag-Verhandlungen für die rund 100.000 Beschäftigten im privaten Sozial- und Gesundheitsbereich am Montag fortgesetzt. Wie die jüngsten Gespräche steht auch die fünfte Runde wieder unter einer Streikdrohung der Gewerkschaft. GPA-Verhandlungsführer Reinhard Bödenauer kündigte eine Ausweitung der Streiks an, sollte es wieder zu keiner Einigung kommen.

In dem Fall würden die Streiks und auch die Länge der Arbeitsniederlegungen kommende Woche ausgeweitet. Auch andere Aktivitäten, wie weitere Betriebsversammlungen in der Arbeitszeit und Aktionen auf der Straße würden dann folgen, kündigte Bödenauer im Gespräch mit der APA an. Für den Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Walter Marschitz, ist die Streikdrohung "keine Überraschung".

Zuversicht dominiert

Ob die Warnstreiks von Dienstag bis Donnerstag voriger Woche genug Druck auf die Arbeitgeber aufgebaut haben, werde man sehen, meinte der stellvertretende GPA-Bundesgeschäftsführer. Er geht davon aus, dass dies bei manchen schon der Fall sei, bei anderen aber nicht. Marschitz hingegen sieht den Druck durch die Warnstreiks nicht erhöht: "Das gehört zu den Verhandlungen dazu. Und außerdem waren die Warnstreiks eher nur punktuell."

Die Chancen für eine Einigung "bestehen immer", meinte Bödenauer und Marschitz zeigte sich "nach wie vor zuversichtlich". Der Gewerkschafter schränkte allerdings ein, dass dies eine Frage des Angebots der Arbeitgeber sei – und da sei man zuletzt noch "meilenweit" voneinander entfernt gewesen. Knackpunkt ist immer noch die Frage der Arbeitszeitverkürzung, wo die Gewerkschaft eine 35-Stunden-Woche und die sechste Urlaubswoche für alle fordert. Und hier schaut es für Bödenauer zumindest vorerst nicht so aus, als würde ein zufriedenstellendes Angebot kommen. Beim Geld haben die Arbeitgeber zuletzt 2,8 bis 3,0 Prozent geboten, die Gewerkschaft forderte mehr als drei Prozent.

Knackpunkt Arbeitszeit

Auch für Marschitz ist die Frage der Arbeitszeit der Knackpunkt. In der Frage der Wochenarbeitszeit könne er sich keine Bewegung der Arbeitgeber vorstellen, möglich wären aber "andere Spielvarianten", meinte der Arbeitgeber-Verhandlungsführer.

Marschitz bestätigte, dass die Arbeitgeber in der Sozialwirtschaft de facto zwischen zwei Stühlen sitzen, weil sie einerseits von den Gewerkschaften unter Druck gesetzt werden, andererseits aber von der Politik nicht die gewünschten Mittel bekommen. Bödenauer richtete deshalb den Arbeitgebern aus: "Dann sollen sie den Stuhl verlassen." Darauf antwortete der Arbeitgebervertreter, dass man ohnehin versuche, Druck auf die Politik auszuüben. Beide Seiten rechnen jedenfalls damit, dass auch die heutige Runde wieder sehr lange dauern wird. "Es wird morgen werden", sagte Bödenauer. Und Marschitz hat vorsorglich sogar schon ein Zimmer für die Nacht in dem Hotel, in dem die Verhandlungen stattfinden, gebucht. Der neue Kollektivvertrag soll rückwirkend mit 1. Februar in Kraft treten. (APA, 18.2.109)