Kämpfer der SDF haben die IS-Terroristen stets bekämpft.

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Istanbul – Syriens Kurden schlagen der internationalen Gemeinschaft eine Lösung in dem Dilemma um ausländische IS-Terroristen und ihre Familien vor, die in kurdisch-syrischen Lagern gefangen gehalten werden. Sie haben die Vereinten Nationen aufgerufen, in dem Bürgerkriegsland internationale Sondergerichte für inhaftierte IS-Kämpfer einzurichten. Die Heimatländer der Jihadisten hätten bisher nicht auf die Forderung der Kurden reagiert, die IS-Anhänger zurückzuholen, sagte der Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mustafa Bali, der Deutschen Presse-Agentur.

Im Norden Syriens gebe es nicht die Möglichkeit, die Terroristen juristisch zu verfolgen. Prozesse unter dem Dach der UN könnten hingegen eine Lösung sein, die alle zufriedenstelle. Dem Sprecher zufolge haben die SDF bisher rund 1.300 ausländische IS-Kämpfer gefangen genommen, Iraker ausgenommen. Einige seien während der Kämpfe gefasst worden, andere hätten sich gestellt. Die IS-Anhänger sitzen in Lagern im Norden Syriens. Aus SDF-Kreisen hieß es, die meisten stammten aus Saudi-Arabien.

IS-Terroristen eingekesselt

Die von den Kurden angeführten SDF-Truppen gehen derzeit im Osten Syriens gegen die letzte IS-Bastion in dem Bürgerkriegsland vor und haben die Jihadisten in dem Ort Baghuz auf engstem Raum eingekreist. Die Zahl der dort verschanzten IS-Kämpfer schätzte Bali auf rund 500. Viele von ihnen sollen Ausländer sein.

US-Präsident Donald Trump hatte die europäischen Länder aufgefordert, in Syrien gefangene IS-Kämpfer zurückzunehmen und vor Gericht zu stellen. Die EU-Staaten sehen jedoch massive praktische Probleme.

Kurz: Schutz der Österreicher geht vor

Bundeskanzler Sebastian Kurz hat am Dienstagvormittag vor dem Abflug zu seinem Treffen mit Trump in Washington die Erwartung geäußert, dass die US-Seite auch die Frage der Zurücknahme von in Syrien gefangenen IS-Kämpfern ansprechen werde. "Wir sind da sehr zurückhaltend, für uns geht der Schutz der österreichischen Bevölkerung natürlich vor."

"Ich nehme an, dass die amerikanische Seite das ansprechen wird", sagte Kurz. Österreich sei hier "nicht sonderlich betroffen". Es gebe einige Fälle, die Österreich "natürlich prüfen" werde.

"Ich glaube, auf einen Termin bei Donald Trump kann man sich nicht wirklich vorbereiten", sagte Kurz auf entsprechende Journalistenfragen. Gesprächspartner Trumps hätten nämlich berichtet, dass diese Gespräche "durchaus anders ablaufen", sagte Kurz in Anspielung auf die erratische Natur des US-Präsidenten. "Ich lasse mich überraschen." Zugleich betonte der Kanzler, dass die zu besprechenden Fragen durchaus "ernst" seien und er sich inhaltlich darauf vorbereitet habe.

Nervös sei er nicht, sagte er auf eine entsprechende Frage, "aber es ist natürlich ein interessanter Termin, das gebe ich schon zu". "Ich durfte bisher viel erleben, aber ein Gespräch mit einem amerikanischen Präsidenten ist natürlich immer etwas Besonderes". (red, APA, 19.2.2019)