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Gute Stimmung bei Unternehmern und Beschäftigten: Die Gemeinwohl-Ökonomie soll sich auf alle positiv auswirken.

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Biotee, Kräutermischungen und Süßigkeiten, dafür ist der Gewürzspezialist Sonnentor aus dem Waldviertel bei vielen Biomarktkunden bekannt. Das Unternehmen mit dem Sonnenlogo legte einen Umsatz von 44,5 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2017/18 vor und beschäftigt 340 Mitarbeiter in Österreich.

Wert legt das Biounternehmen auf ökologischen Anbau und direkten Handel bei der Beschaffung seiner Rohstoffe. Eingekauft wird nach eigenen Angaben vorwiegend bei Familienbetrieben mit Zusicherung von Preis- und Abnahmegarantie.

Damit punktet das Unternehmen in der Gemeinwohlbilanz, ein Maß zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Unternehmen. Seit 2011 arbeitet Sonnentor mit einem Gemeinwohl-Ökonomie-Konzept. Bis zu 1.000 Punkte können bei der Gemeinwohlbilanz erreicht werden. Mit 671 Punkten für die Jahre 2015/16 ist Sonnentor damit einer der Spitzenreiter in Sachen gemeinwohlorientierte Unternehmensführung. In den fünf Bereichen Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit sowie demokratische Mitbestimmung und Transparenz wird die Bilanz erfasst. Alle Kriterien werden je nach betroffener Gruppe überprüft. Neben den Lieferanten sind das die Geldgeber, Mitarbeiter, Kunden und das gesellschaftliche Umfeld des Unternehmens.

Alternative zum Profitmaximum

Erfolgreiches Wirtschaften, und das sozial verträglich: Das verspricht das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) laut ihrem Begründer Christian Felber. Das Modell präsentiert sich als Alternative zum profitmaximierenden Wirtschaften.

Dieses Modell soll auch in der unternehmerischen Realität halten, was es verspricht. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Studie der Universität Valencia in Spanien. 85 Prozent der 206 befragten Firmen gaben an, dass die Einführung von gemeinwohlorientierten Konzepten keinen negativen Einfluss auf ihren Gewinn hatte. Gut ein Viertel sagte sogar, dass es positive Auswirkungen auf Gewinne gab. Eine gemeinsame Studie der Universitäten Flensburg und Kiel ergab zudem, dass das Konzept für Nischenbetriebe gut funktioniert. Die Unternehmen mit Gemeinwohlkonzepten sind bisher meistens in Randsparten vertreten. Viele Biolebensmittelhersteller und -händler sowie Umweltorganisationen sind darunter.

Reform des Wirtschaftssystems

Ziel der GWÖ ist allerdings eine umfassende Reform des aktuellen Wirtschaftssystems. Neue öffentliche Institutionen und Demokratie von unten bedeutet das in Felbers Vision. Unternehmen mit guter Gemeinwohlbilanz sollen vergünstigte Kredite und steuerliche Vorteile bekommen. Sozialer Ungleichheit soll durch faire Bezahlung und Maximaleinkommen entgegengewirkt werden.

Dieses gesellschaftliche Gesamtpaket kommt nicht überall gut an. Die Wirtschaftskammer kritisierte bereits 2013, dass die GWÖ internationale wirtschaftliche Abhängigkeiten ignoriere und daher eine Einführung des Konzepts in Österreich zu einem erheblichen Wohlstandsverlust führen könnte. Außerdem gehe sie davon aus, dass durch die Umsetzung die Wertschöpfung insgesamt fallen würde. (Julian Giera, 20.2.2019)