OeNB-Chef Ewald Nowonty spricht sich für seinen deutschen Amtskollegen Jens Weidmann (links) als nächsten Chef der EZB aus.

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Wien/Frankfurt – Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), rechnet angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa nicht damit, dass es heuer Zinserhöhungen geben wird. "Diese Erwartung hatten wir im Herbst 2018, seither hat sich die Konjunktur deutlich eingetrübt, sagte Nowotny in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "trend".

Ursprünglich habe die EZB heuer von Krise auf Normalisierung umstellen wollen, sagte Nowotny. "Angesichts der Abkühlung wird nun darüber debattiert, ob man diese Normalisierung überhaupt weiterführen soll. Ich persönlich kann momentan keinen Bedarf an zusätzlicher Liquidität erkennen."

Keine Negativzinsen für Endkunden

Nowotny hätte sich eine Normalisierung der Geldpolitik schon 2018 gewünscht, wobei man in einem ersten Schritt die Negativzinsen von -0,4 auf -0,2 Prozent hätte reduzieren können. Negativzinsen für Endkunden in Österreich sieht der OeNB-Chef "eindeutig nicht. Das ist zum Teil gesetzlich gar nicht möglich."

Über die Amtszeit von EZB-Präsident Mario Draghi zieht Nowotny insgesamt eine positive Bilanz. Er sei zwar mit Draghi "gerade in den letzten Jahren nicht immer einer Meinung" gewesen, aber Draghi habe "in der kritischen Phase für die Eurozone sehr kluge Entscheidungen zur Rettung des Euro getroffen" und "insgesamt Großes geleistet". Als Draghis Nachfolger würde sich Nowotny den Deutsche-Bundesbank-Präsidenten Jens Weidmann wünschen. (APA, 21.2.2019)