Für knapp 50 Biomasseanlagen ist zwischen 2017 und 2019 die Förderung ausgelaufen. Die Verlängerung dieser sorgt für politischen Wirbel.

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Nach der anhaltenden Debatte rund um die Förderung von Biomasseanlagen versuchte der österreichische Biomasseverband am Montag nach eigenen Worten, "Fakten statt Fake-News" auf den Tisch zu legen. "In der medialen Berichterstattung kursierten zuletzt einige widersprüchliche Angaben", kritisierte der Verbandspräsident Franz Titschenbacher. Bei vielen Anlagenbetreibern herrsche Betroffenheit und Enttäuschung.

Zur Erinnerung: Vor zwei Wochen kippte der Bundesrat durch eine SPÖ-Blockade die geplante Ökostromnovelle, durch die auch die Förderverlängerung für 47 Biomassekraftwerke durchgesetzt werden sollte. Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) kündigte daraufhin ein entsprechendes Grundsatzgesetz an – das keine Zweidrittelmehrheit erfordert.

Energie aus Nebenprodukten

Der Biomasseverband, der der geplanten Gesetzesnovelle naturgemäß positiv gegenübersteht, sieht in der Biomasse den wichtigsten Energieversorger der Zukunft. Die Analyse mehrerer Szenarien hätte ergeben, dass sich Biomasse im Falle der Energiewende bis 2050 zum bedeutendsten Energieträger entwickeln werde, so Titschenbacher. Bioenergie entstehe größtenteils aus Nebenprodukten der Holz- und Forstindustrie, erklärte Geschäftsführer Christoph Pfemeter: "Das sind meistens nicht genutzte Reststoffe." Ein Scheit Holz würde gleich viel CO2 einspeichern, wie bei der Verbrennung emittiert wird, so Pfemeter. Transportwege sind dabei jedoch nicht miteinberechnet. Durch diese würde sich die Treibhausgaseinsparung im einstelligen Prozentbereich reduzieren, hieß es bei der Pressekonferenz am Montag.

Der Verband hat es sich zum Ziel gesetzt, dass neun von zehn Anlagen auch nach der Novellierung des Ökostromgesetzes eine Zukunft haben. Derzeit macht Bioenergie in Österreich rund 16 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus.

Kärnten ganz vorne

Insgesamt gibt es im Bereich der erneuerbaren Energie im Bundesländervergleich nach wie vor große Unterschiede: Österreichweit stammt ein Drittel der Energie aus erneuerbaren Quellen. In Kärnten ist der Anteil mit knapp 53 Prozent besonders hoch. Wien liegt mit einem Anteil von rund zehn Prozent an letzter Stelle. In der Stromerzeugung liegt der Anteil Erneuerbarer im Österreich-Durchschnitt bei 72 Prozent.

Bis 2030 strebt die Regierung einen hundertprozentigen Ökostromanteil an. Das Burgenland, Salzburg und Tirol haben diese Vorgabe bereits jetzt erreicht. Der Löwenteil der dort erzeugten Energie stammt aus Wasserkraft beziehungsweise Windenergie. Bioenergie spielt in diesem Sektor – im Gegensatz zur Fernwärmeerzeugung – eine untergeordnete Rolle.

Kritik von den Wissenschaftsakademien

Ein wenig positives Zeugnis stellte hingegen der EASAC, der Zusammenschluss nationaler Wissenschaftsakademien der EU, der Biomasse aus: In einem am Montag veröffentlichten Bericht kritisierten Wissenschafter die Einfuhr von Holzpellets aus anderen Ländern für die Stromerzeugung. Der EASAC sieht darin eine "äußerst problematische Entwicklung" – und verwies auf die geringe Energiedichte von Biomasse und die durch die Lieferkette entstehenden Emissionen. Biomasse sei nicht automatisch eine nachhaltige Energieform, heißt es in dem Bericht. Nach Angaben der Wissenschafter leistet Energie aus Waldbiomasse keinen effektiven Beitrag zur Verringerung des Klimawandels. (Nora Laufer, 25.2.2019)