"Wir wollen dorthin, wo die Einstellung der Bevölkerung schon ist": Sebastian Bohrn Mena, Initiator des Tierschutzvolksbegehrens.

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Wien – Das von Sebastian Bohrn Mena initiierte Tierschutzvolksbegehren ist nun im Besitz eines umfassenden Forderungskatalogs. Der Fokus liegt auf einer tiergerechten und zukunftsfähigen Landwirtschaft, einer Umschichtung der öffentlichen Förderungen und einer größeren Transparenz für Konsumenten, wie bei der Präsentation der Forderungen am Dienstag in Wien klar wurde.

"Das Ziel ist, Tierleid zu beenden und Alternativen zu fördern", erklärte Nicolas Entrup, Koordinator des Forderungskatalogs. Um das zu erreichen, würden die Forderungen den aktuellen Stand der Wissenschaft reflektieren. Einige der Forderungen müssten laut Entrup als Gesamtpaket betrachtet werden. So sei eine Umstellung auf eine tiergerechte und zukunftsfähige Landwirtschaft etwa nur dann möglich, wenn Unterstützung der öffentlichen Hand und der Konsumenten gegeben sei.

Für Reduktion von Tiertransporten

Die Landwirtschaft betreffenden Forderungen sehen vor, dass Haltungsformen die Grundbedürfnisse der Tiere befriedigen. "Dabei geht es vor allem um Bewegung und Beschäftigung", präzisierte Entrup. Zudem wird ein Ende von Qualzucht und eine Reduktion der Tiertransporte sowie des Stressempfindens von Tieren vor Schlachtungen auf ein Mindestmaß gefordert. Die Fütterung der Tiere soll ökologisch nachhaltig erfolgen und das Töten von männlichen Küken verboten werden.

Um den Produzenten die Umsetzung dieser Forderungen zu ermöglichen, sollen öffentliche Mittel laut Entrup als "ökonomischer Hebel" eingesetzt werden. Dafür braucht es eine Umschichtung der Fördermittel. Diese sollen fortan Verbesserungen des Tierwohls unterstützen. Außerdem soll die Lebensmittelbeschaffung durch die öffentliche Hand an das Tierwohl geknüpft werden. Für Konsumenten sehen die Forderungen mehr Transparenz vor, indem eine verpflichtende "Tierwohlkennzeichnung" von Lebensmitteln eingeführt wird, wie sie bereits bei Schaleneiern vorhanden ist. Tierqualprodukte wie Enten- und Gänsestopfleber sollen nicht mehr importiert werden dürfen. Schließlich wird gefordert, dass anerkannte Tierschutzorganisationen Mitwirkungsrechte und Parteistellung für gerichtliche und behördliche Verfahren erhalten und die Ressourcen öffentlicher Tierschutzeinrichtungen erhöht werden.

"Zeit für eine Trendwende"

Der Wiener Tierschutzverein (WTV) und Greenpeace begrüßen die Forderungen. "Es ist jetzt höchste Zeit für eine Trendwende in der Tierhaltung. Das Tierschutzvolksbegehren leistet hier einen wichtigen Beitrag", sagte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace in Österreich. Der WTV rief die Bevölkerung dazu auf, das Volksbegehren zu unterstützen. "Die BürgerInnen können nun beweisen, dass ihnen das Wohl anderer Lebewesen am Herzen liegt, und die Politik zum Handeln bewegen", sagte WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic.

"Einige Punkte sind nicht neu", räumte Entrup ein, weshalb es Volksbegehren umso mehr brauche, da sich trotz vorhandenen Bewusstseins nichts an den Problemen geändert habe. Bohrn Mena stellte klar, dass ihm bewusst sei, dass die Forderungen manchen nicht weit genug und anderen zu weit gehen würden. Ziel sei es gewesen, 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung einen Katalog zu unterbreiten, den sie auch unterschreiben würden. "Wir wollen dorthin, wo die Einstellung der Bevölkerung schon ist", erklärte Bohrn Mena.

Das Sammeln der Unterstützungserklärungen beginnt am 7. Mai. Dafür nimmt man sich laut Bohrn Mena eineinhalb Jahre Zeit, um "möglichst viele Menschen mit dem Ansatz in Berührung zu bringen". Um in dieser Zeit finanziell über die Runden zu kommen, sei man auf ein Patenschaftsprogramm angewiesen, da "kein Cent von Parteien" angenommen werde, sagte der einstige Tierschutzsprecher der einstigen Liste Pilz. (APA, 26.2.2019)