Monika Vana räumt den aussichtsreicheren zweiten Listenplatz der Grünen bei der EU-Wahl

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Promiköchin Sarah Wiener übernimmt als Quereinsteigerin den zweiten Platz hinter Spitzenkandidat Werner Kogler.

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Brüssel – Die grüne EU-Abgeordnete Monika Vana verzichtet entgegen ursprünglichen Absichten darauf, beim Bundeskongress Ende der Woche für den zweiten Platz auf der Wahlliste der Grünen zu kandidieren. "Wir sind in einer schwierigen Situation, stehen vor einem der schwierigsten Wahlkämpfe, die wir je hatten", sagte sie dem STANDARD am Sonntag, "Einigkeit und Geschlossenheit der Grünen sind mir da ein Herzensanliegen". Vana bestätigte, dass sie bei den parteiinternen Hearings am Freitag erklärt habe, dass sie für den dritten Listenplatz kandidieren werde.

Damit ist der Weg frei für Starköchin Sarah Wiener, auf dem zweiten Platz hinter Spitzenkandidat und Parteichef Werner Kogler anzutreten. Sie ist als Quereinsteigerin erst kürzlich von Berlin nach Wien gezogen und vom Bundesvorstand vorgeschlagen worden. Der EU-Abgeordnete Michel Reimon tritt nicht mehr an. Thomas Waitz aus der Steiermark, der 2017 Ulrike Lunacek in Straßburg ersetzt hatte, würde dem Reißverschlusssystem bei der Kandidatenaufstellung, wonach auf einen Mann eine Frau folgen muss, nicht entsprechen.

Schwere Entscheidung

Vana, die seit 2014 EU-Abgeordnete ist und sich in den Bereichen Soziales und Budget im EU-Parlament einen Namen gemacht hat, sagte, es sei für sie "keine leichte Entscheidung gewesen", hinter Wiener zurückzustehen. Da die Grünen nach ihrem Absturz 2017 um den Wiedereinzug ins EU-Parlament bangen müssen, bedeutet der Listenplatz drei für sie de facto das Aus als Abgeordnete.

Sie sei seit 23 Jahren bei den Grünen tätig, erklärte sie dazu, und sei "bekannt für meine Loyalität". Ein Kampf mit Wiener um Platz zwei wäre "sinnlos, weil das nur zu weiteren Spaltungen geführt hätte". Sie erkenne an, dass das Antreten von Wiener "strategisch und inhaltlich ein guter Schachzug" sei.

Quereinsteiger als Fragezeichen

Bei der Präsidiumssitzung war zugunsten der prominenten Österreicherin in Berlin als Argument vor allem die positive Aufnahme in den Medien seit ihrer Vorstellung durch Parteichef Kogler im Februar hervorgehoben worden. Ob das so bleibt, muss sich – wie bei früheren EU-Wahlkämpfen mit Quereinsteigern – aber erst weisen.

Wiener verfügt über praktisch keine politische Erfahrung. Sie ist Unternehmerin, hat Restaurants, machte TV-Kochsendungen und besitzt als Teilhaberin eine sehr große Landwirtschaft in Norddeutschland, wo sie Bioprodukte erzeugt und vertreibt. Mit dem Bild des von den Grünen gerne gepflegten kleinen feinen österreichischen Biobauern lässt sich das kaum in Einklang bringen: Wieners Hof hat 800 Hektar und erhält deutlich mehr als 300.000 Euro an EU-Agrarsubventionen.

Manche bei den Grünen befürchten, dass dies im Wahlkampf zum Handicap werden könnte. Eine durchschnittliche österreichische Landwirtschaft kommt auf 45 Hektar. (tom, 10.3.2019)