Gül Caliskan mixt Cocktails, Roland Soyka ist Chef, Smiljka Momirovic bäckt und belegt himmelschreiend gute Lángos.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Die Lángos überzeugen mit knusprigem und doch elastischem Teig, darauf machen sich richtig gute Ideen breit.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Roland Soyka hat vergangenes Jahr das Stuwer eröffnet, eines der besten Wiener Wirtshäuser seit langem, aufmerksam und unverschmockt bekocht, mit Top-Schanigarten und einer Schankkühlung von 1922. Dass dort Lángos auf der Karte stehen, war nur als Reverenz vor dem nahen Prater gedacht. Die herausgebackenen Fladen, knusprig und teigfluffig zugleich, mit diversen Toppings, haben aber derart eingeschlagen, dass sie seither fix auf der Karte stehen – als Vorspeise.

Da geht noch mehr, dachte der gebürtige Tiroler und übernahm mit dem früheren Konoba in der nahen Obermüllnerstraße das nächste Bauchstichlokal, riss heraus, was hässlich und kaputt war (bis auf die Eingangstür alles), ließ die Kabel für die von der Decke baumelnden Glühfadenlampen über Putz verlegen (daher der Name Lamperie) und schaute auch sonst, dass er mit minimalen Mitteln möglichst gute Stimmung erzeugt.

Hat wunderbar geklappt, einen Hof- und einen Schanigarten gibt's außerdem. Und Lángos in acht Varianten, allesamt mit Ehrgefühl frisch herausgebacken – nicht die halbgar eingefrorenen, in wiederholten Fritterbädern niedergerittenen Stinkkartonagen, die man anderswo so nennen darf. Dass er das nur 49 Quadratmeter große Lokal als Raucherhütte führt, wirkt seltsam, ist offenbar ein Tribut an die Gegend.

Aber die Lamperie wird eben auch als Bar geführt, die bis zwei Uhr früh offen hat. Und zu später Stunde sollen auch ganz überzeugte Nichtraucher schon zu Poflern regrediert sein. Mit Gül Caliskan, die bei Marco Pani (Luster) das Mixen gelernt hat, fand Soyka eine hochqualifizierte Barkeeperin und Restaurantleiterin, die ziemlich schmutzige Drinks zu mixen versteht.

Dass er mit Smiljka Momirovic auch gleich die Vorbesitzerin des Lokals als Köchin engagieren konnte, ist für sich schon ein ziemliches Husarenstück – sonst wollen Lokalbesitzer nach geglücktem Verkauf mit ihrer Hütte genau nix mehr zu schaffen haben. Die Frau ist noch dazu eine begnadete Lángosköchin – ob das Sarma dem donnernden Ruf gerecht wird, der ihm vorauseilt, wird überprüft, sobald es auch wöchentlich wechselnde Gerichte gibt, die keine aufgemotzten Lángos sind.

One-Dish-Wonder

Die sind aber auf eine Art super, dass man sich nur wundern kann, warum nicht schon längst wer draufgekommen ist, sich den magyarischen Knusperfladen als Basis für ein One-Dish-Restaurant zu kapern. Die Italiener haben es mit der Pizza zum Welterfolg der Superlative gebracht, die Japaner mit der Sushibar oder der Ramenbude, sogar die Amis zeigen, was mit Steakhouses und Burgerbuden geht: Besser ein Ding richtig super und damit alle glücklich machen, statt zu glauben, vom Firmling bis zur Erbtante für jeden etwas bereithalten zu müssen und am Ende gar nix gescheit hinzubringen.

Die Lángos überzeugen mit knusprigem und doch elastischem Teig, darauf machen sich richtig gute Ideen breit: knusprige Rotbarbenfilets mit Petersil-Paradeiser-Zwiebelsalat und massig Zitrone zum Beispiel, ein herrliches Zitat der Balik-Ekmek-Herrlichkeiten aus gegrilltem Fisch und Grünzeug, die sie einem in Istanbul in ein Fladenbrot stopfen.

Oder gegrilltes Gemüse mit Humus, Feta, Rosmarinöl und ordentlich Knoblauch, hochgradig befriedigender Veggie-Knusper für späte Stunden. Hüftsteak wird kraftvoll gegrillt, die Röstaromen konterkariert frisch würzige Pico de gallo aus Paradeiser, Zwiebel, Koriander, Limette und ordentlich Avocado-Gatsch, dazu der intensive Knusper des Fladens – wow! Bei den Weinen wird noch ein bissl aufmagaziniert, die Drinks von Gül können es jetzt schon. One-Dish-Wonder von dieser Klasse kann Wien noch etliche gebrauchen! (Severin Corti, RONDO, 15.3.2019)

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