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Sie bewerben den Familienbonus, weisen auf die hohe Lebensqualität hin und erinnern an die Vorsorgeuntersuchung und den Finanzausgleich. Und sie kosten den Steuerzahlern jährlich viele Millionen: Inserate von öffentlichen Stellen in Printmedien.

171,5 Millionen Euro gaben öffentliche Stellen und staatsnahe Betriebe im vergangenen Jahr für Anzeigen aus. Das zeigen die Medientransparenzdaten, welche die Medienbehörde am Donnerstag veröffentlichte. Insgesamt buchten die 5316 vom Rechnungshof als staatsnah klassifizierten Rechtsträger weniger Werbung als im Vorjahr, 2017 waren es noch 177 Millionen Euro.

Die Ministerien, die 2018 das erste ganze Jahr unter türkis-blauer Führung standen, ließen sich Anzeigen hingegen um 16 Prozent mehr kosten. Besonders viel warb das Finanzministerium von Hartwig Löger (ÖVP). Es verdoppelte seine Ausgaben gegenüber dem – meist werbestarken – Wahljahr 2017 und buchte um insgesamt 7,2 Millionen Euro. Auch Bundeskanzleramt, Bildungsministerium und Wirtschaftsministerium ließen sich Anzeigen mehr kosten als im Vorjahr.

Wien inserierte für 14,7 Millionen

Die Stadt Wien senkte seine Ausgaben zwar, bleibt aber Österreichmeister im Schalten von Anzeigen. 14,7 Millionen Euro gab Wien im vergangenen Jahr aus – mehr als alle anderen Bundesländer zusammen. Und da sind Beteiligungen wie Wiener Linien (2,1 Millionen Euro) oder Stadt Wien Marketing (876.000 Euro) noch gar nicht mitgerechnet. Ende 2017 hatte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) angekündigt, die Medienpolitik der Stadt neu auszurichten. Künftig wolle man sich an der journalistischen Qualität orientieren.

Das meiste Geld landet aber trotzdem weiterhin beim Boulevard. 18,8 Millionen gingen an die Kronen Zeitung (2017: 12,5 Millionen), Heute bekam 12,5 Millionen vom Werbekuchen (2017: 13,2 Millionen), Österreich 11,5 Millionen (2017: 11 Millionen). Für den Kurier gab es 7,3 Millionen, für die Presse 4,8 Millionen. Im STANDARD buchten öffentliche Stellen um 5,3 Millionen Euro. An Google flossen 6,2 Millionen Euro, 2,4 Millionen gingen an Facebook.

29.000 für "Wochenblick"

An den rechten Wochenblick flossen 29.000 Euro, Alles roger? konnte sich über eine Buchung über 6000 Euro aus Straches Sportministerium freuen.

Die Summen umfassen allerdings nicht die gesamten Werbeaufträge öffentlicher Stellen. Bagatellbeträge bis 5000 Euro pro Quartal müssen nicht gemeldet werden, außerdem sieht das Gesetz nur die Meldung von Anzeigen in periodischen Medien vor, Plakate, Flyer oder Werbebeilagen mit anderen Impressum sind ausgenommen.

Dass auch abseits von klassischen Inseraten viel Geld ausgegeben wird, zeigt eine Anfragebeantwortung von Finanzminister Hartwig Löger. Das Ministerium gab für Einschubplakate in Selbstbedienungstaschen von Wochenendzeitungen 129.000 Euro aus – und zwar allein für die Bewerbung des Familienbonus im Juli 2018. Die Tageszeitung Österreich bekam für die Familienbonus-Werbung auf Zeitungs-Entnahmetaschen dafür mit 53.000 Euro übrigens das Doppelte verglichen mit der Krone – bei einem Bruchteil ihrer Zeitungsreichweite. (Philip Pramer, 14.3.201)