Um Besitz an der und Einfluss auf die "Krone" ist seit jeher bis aufs Messer gestritten worden. Heute wieder.

Vor Jahrzehnten, in den glorreichen Anfängen des "Profil", schrieb Chefredakteur Peter Michael Lingens eine Serie über den ersten Kampf um die "Kronen Zeitung". Als Motto setzte Lingens ein Zitat von Honoré de Balzac: "Hinter jedem großen Vermögen steht ein Verbrechen".

Es ging darum, dass 1959 Hans Dichand die "Kronen Zeitung" (später die "Krone") mit Gewerkschaftsgeld wiederbelebt hatte. Daraus leitete der ÖGB in den 60er-Jahren einen Besitzanspruch auf die inzwischen sehr erfolgreiche "Krone" ab. Der Krieg endete mit einem Vergleich – und einer plötzlich ÖGB- und SPÖ-freundlichen "Krone". Die "Krone" leistete sich Dinge – wie eine Serie "Die Juden" –, die in Deutschland unmöglich gewesen wären. Sie wuchs trotzdem (deswegen?) rasant. Dichand und sein Hälftepartner Kurt Falk zerstritten sich, Dichand kaufte Falk als lästigen Gesellschafter aus.

Statt Falk kam der deutsche WAZ-Konzern (heute: Funke-Gruppe) als 50-Prozent-Partner herein. Die "Krone" machte damals hunderte Millionen (Schilling) Gewinn. Das verleitete die Deutschen, einem für Dichand (und seine Erben) sagenhaft günstigen Vertrag zuzustimmen. In einem weiteren genialen Coup bewog Dichand die Deutschen, sich 1988 mit 49,4 Prozent am "Kurier" zu beteiligen. Die "Krone" erhielt dadurch Zugriff auf eine moderne Druckerei.

Neuer Akteur

Mit der Zeit begannen jedoch die deutschen Eigentümer unruhig zu werden (und sind es bis heute). Sie stießen sich zum Teil an den "nationalistischen oder antisemitischen Tönen" in ihrer Beteiligung; zum größeren Teil an der Geschäftspolitik.

Das verstärkte sich nach dem Tod von Hans Dichand im Jahr 2010. Seither konzentriert sich die Kritik auf Dichands Sohn Christoph. Tatsächlich sank die "Reichweite" der "Krone" vom Höhepunkt im Jahr 2005 von 44,5 Prozent bis heute auf rund 28 Prozent.

Nun tritt ein neuer Akteur auf: Der Immobilientycoon René Benko kaufte knapp unter 50 Prozent an den jeweiligen Anteilen der Funke-Gruppe an "Krone" und "Kurier." Am Ende will er wohl die ganze "Krone". Teilnehmender Beobachter ist dabei Kanzler Sebastian Kurz, der Benko auch als Regierungschef beim günstigen Kauf einer Großimmobilie unterstützte. Ein theoretisches Vorbild wäre Viktor Orbán, dessen Milliardärsfreunde praktisch die ganze Presselandschaft Ungarns aufgekauft haben.

Die "Krone" droht bereits: Wenn Kurz weiter mit Benko gemeinsame Sache macht, ist Schluss mit dem bisherigen Darling-Status.

Die Deutschen haben schon an Benko teilverkauft und wollen zu einem anständigen Preis ganz raus. Deswegen bekriegen sie Dichand mit Spesengeschichten; Dichand wiederum will sie als "lästige Gesellschafter" ausschließen lassen.

Als Begleitmusik werden große Töne über Pressefreiheit etc. gespuckt. Geschenkt. Das Ganze ist ein erbarmungsloser Machtkampf. Dichand jun. will die Zeitung und ihren (gefühlt) immer noch großen Einfluss behalten (oder zu einem Superpreis aussteigen). Benko will Zeitungszar werden und publizistische Deckung für seine Geschäfte. Sebastian Kurz will die "Krone" in (für ihn) sicheren Händen wissen. (Hans Rauscher, 26.3.2019)