An Schulen tätige Vereine sollen stärker kontrolliert werden.

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Wien – Homosexualität ist eine Störung und ein heilbares Identitätsproblem, Sex vor der Ehe tabu, Masturbation schädlich: Derlei Ansichten vertritt laut internen Schulungsunterlagen der christliche Verein Teenstar, der an Schulen Sexualkundeworkshops abhält. Nach Bekanntwerden dieser Vorwürfe beauftragte das Bildungsministerium Experten, die Unterlagen des Vereins zu analysieren.

Sowohl die Analyse der im Ministerium angesiedelten Koordinationsstelle für Gesundheitsförderung als auch jene des Bundeszentrums für Sexualpädagogik fiel vernichtend aus: Erkannt wurden unter anderem Geschlechterdiskriminierung und menschenrechtlich bedenkliche Aussagen. Kurz: Das Programm des Vereins Teenstar widerspricht den gesetzlichen Rahmenbedingungen für Sexualpädagogik.

Empfehlung, Teenstar nicht einzuladen

Nachdem der Falter dem Ministerium nun neuerlich bedenkliche Materialien vorlegte, zieht Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) doch die Reißleine: "Ich werde empfehlen, Teenstar künftig nicht mehr an Schulen unterrichten zu lassen", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Ein generelles Verbot ist laut Ministerium nicht möglich.

Warum diese Konsequenz erst jetzt gezogen wird? "Ich habe erkannt, dass wir in diesem Bereich eine Baustelle haben", sagt Faßmann. Man habe in den vergangenen Wochen von den Bildungsdirektionen der Länder von etwa 100 Organisationen erfahren, die an den Schulen im Bereich Sexualpädagogik tätig sind. "Diese Angelegenheit müssen wir also grundsätzlich angehen", sagt Faßmann, der am liebsten hätte, dass die Lehrer selbst diese Aufgabe übernehmen.

TeenSTAR hat Montagabend mit Verwunderung und Bedauern auf die Empfehlung von Faßmann reagiert. Bisher habe kein direktes Gespräch mit dem Minister stattgefunden, hieß es in einer Presseaussendung. Im Umgang mit Schulen und Eltern hätten die Kursleiter des Vereins laufend Zuspruch und positives Feedback erhalten, wurde betont. Die eigenen Erfahrungswerte "stehen somit der kolportierten Kritik diametral gegenüber".

Qualitätssiegel für Vereine

Vereinen soll aber nicht prinzipiell verunmöglicht werden, an Schulen tätig zu werden. Ab dem Schuljahr 2020/21 soll deshalb ein mit Experten besetzter Akkreditierungsrat darüber entscheiden, wer an der Schule Aufklärungsunterricht betreiben darf. Vereine müssen sich bewerben und erhalten dann ein entsprechendes Qualitätsgütesiegel. Welche Standards das genau sein werden, müsse laut Ministerium noch ausgearbeitet werden. Fest stehe allerdings, dass Schulungsunterlagen und Mindestanforderungen bezüglich der inhaltlich-pädagogischen Qualifizierung der Vortragenden eine Rolle spielen werden.

Wurde seitens des Vereins Teenstar und der katholischen Kirche Druck ausgeübt, wie der ORF berichtete? "Auf mich persönlich nicht", sagt Faßmann. "Was in den Tiefen des Ministeriums vorgeht, kann ich allerdings nicht beurteilen." (Vanessa Gaigg, 1.4.2019)