Die Krux des Umgangs mit sexualisierter Gewalt im Sport ist, dass sie als Ausnahmefall wahrgenommen wird. Eine Studie aus Deutschland belegt das Gegenteil: Ein Drittel der befragten Leistungssportlerinnen und -sportler erlitt sexualisierte Gewalt im weiteren Sinn.

Nur wenige der zahlreichen anständigen Trainer und Funktionäre wollen der Möglichkeit ins Auge sehen, dass ein Kollege einen Schützling missbrauchen könnte. Und die Unanständigen schützen sich gegenseitig. Deshalb muss die Auseinandersetzung mit dem Thema für alle verpflichtend sein. Das Sportministerium dürfte das begriffen haben: Sektionsleiter Philipp Trattner zeigt Bereitschaft, Förderungen künftig an Präventionsschulungen zu knüpfen. Das ist ein starker Hebel, allerdings müssen Vereine für Schulungen derzeit noch bezahlen. Es wäre nur logisch für das Ministerium, den nächsten Schritt zu gehen und die Kosten für Schulungen zu übernehmen.

Prävention ist das eine, die Aufarbeitung geschehener Fälle das andere. Es braucht dringend eine bundesweite, unabhängige und gut finanzierte Anlaufstelle, die über allen Verbänden steht. Das hätte allen Beteiligten schon klar sein können, bevor sich die vom Skiverband (ÖSV) mit der Aufarbeitung von Missbrauchsskandalen im Skisport betraute Opferschützerin Waltraud Klasnic durch ihre Erziehungsreminiszenzen ("Es war ja nicht Gewalt, es war eine flotte Detschn") selbst desavouiert hat. (Martin Schauhuber, 5.4.2019)