Die Wohnbauförderung ist ein mächtiges Mittel. In Niederösterreich wird damit jetzt gesteuert.

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Es ist, was Experten schon lange gefordert haben: Das Land Niederösterreich hat eine neue Wohnbaustrategie und geht darin dringenden Bedürfnissen nach, die das Bundesland schon lange beschäftigen. Dazu zählt etwa die Stärkung von Ortskernen. Denn: Alte Häuser in Zentren zu sanieren ist nicht beliebt bei der Bevölkerung. In vielen Gemeinden hat das dazu geführt, dass Ortskerne aussterben. Daran wird nun gearbeitet. Häuslbauer bekommen für einen Neubau im Ortskern "zusätzlich zur regulären Wohnbauförderung" bis zu 12.000 Euro, für Sanierungen gibt es einen Einmalzuschuss.

Auch gemeinnützige Genossenschaften bekommen für Sanierungen einen Bonus, in Form einer Ankaufsförderung für mehrgeschoßige Wohnprojekte. Diesen Punkt sieht Wohnbauforscher Wolfgang Amann (Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen) "uneingeschränkt positiv". Denn Gemeinnützige hatten es bisher sehr schwer, Bestandsbauten in Zentren anzukaufen. "Wirtschaftlich bringt ihnen das, etwa aufgrund von Denkmalschutz, fast nur Nachteile. Für sie ist es viel leichter, Liegenschaften am Ortsrand zu erwerben, wo 'Standardprodukte' errichtet werden können", so Amann. Die neue Förderung gebe einen gewissen Ausgleich. Denn: "Die Gemeinnützigen haben die Power, im Ortskern wirklich etwas zu bewegen, sie können auch günstige Gewerbeflächen anbieten."

Geld für private Bauträger

Zur Belebung der Ortskerne sollen in Niederösterreich in Zukunft aber auch nichtgemeinnützige Bauträger etwas beitragen. Neu ist ein "Bauherrenmodell" für gewerbliche Bauträger. Sie werden finanziell vom Land unterstützt, wenn sie leerstehende Gebäude in Ortszentren als Mietwohnungen sanieren. "Es ist eine Premiere, dass die Wohnbauförderung für gewerbliche Eigentümer geöffnet wird", sagt auch Amann. Er glaubt zwar nicht, dass diese Option ein "Riesending" wird, sie könne aber im einen oder anderen Fall dazu beitragen, dass große Gebäude, etwa Gasthäuser, eine neue Nutzung bekommen.

Neben den Ortszentren soll künftig der Eigentumserwerb gefördert werden. Für Jungfamilien erhöht sich die Fördersumme künftig um 10.000 statt um 5000 Euro. Außerdem soll der ländliche Raum insgesamt gestärkt werden. Im Schnitt soll es in diesen Regionen bis zu 20 Prozent mehr Förderung geben. Ein Punkt, den Wohnbauforscher Amann positiv sieht: Österreich sei immer gut damit gefahren, den ländlichen Raum zu stärken. Das Bruttoregionalprodukt sei hierzulande weit höher als in anderen Ländern. Dennoch mahnt Amann zur Besonnenheit: "Bestimmte Abzugsgebiete haben ein Problem mit Leerstand, mit der Schaffung neuen Wohnraums sollte man dort vorsichtig sein und den Bedarf genauer prüfen als in der Vergangenheit."

Riegel vorschieben

Weiters sieht die neue Strategie vor, im geförderten Wohnbau Menschen aus dem eigenen Bundesland zu bevorzugen. Auch Familiengröße, Nähe zum Arbeitsplatz und Einkommen sind künftig relevanter. Amann vermutet, dass diese Maßnahme dem starken Zuzug slowakischer Bürger in den Grenzregionen einen Riegel vorschieben soll, auch im Burgenland gebe es eine ähnliche Regelung. "Viele dieser Menschen haben ihren Lebensmittelpunkt nach wie vor in der Slowakei und zahlen dort Steuern, das Wohn- und Schulsystem nehmen sie aber hier in Anspruch."

Amann sieht vor allem die Signalwirkung der Strategie positiv: "Die Wohnbauförderung kann nicht alle Probleme lösen, aber die neuen Maßnahmen sind ein gutes Zeichen der Politik." (Bernadette Redl, 6.4.2019)