"Weedcraft Inc."
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Der Vater gestorben, das Studium geschmissen und der Kontostand tief rot. Um aus dieser Misere zu entkommen, gibt es für den Spieler von Weedcraft Inc. (Windows, macOS, 17 Euro) nur noch eine Möglichkeit: Gras anbauen und verkaufen. Was anfangs nur ein paar Dollar einbringt, wird innerhalb kurzer Zeit zu einer lukrativen Einnahmequelle. Um dem wachsenden Bedarf nachzukommen, wird auch der Anbau immer professioneller. So hat man nach einer gewissen Zeit etliche Pflanzen und Hightech-Equipment im eigenen Keller stehen. Der Geruch und der wachsende Reichtum bleiben allerdings nicht unentdeckt. Irgendwann bekommt man es dann auch mit der Polizei und Konkurrenz zu tun, die einem das Geschäft zerstören wollen.

Weedcraft Inc. hat einen gesellschaftspolitischen Hintergrund. In immer mehr Ländern wird der Verkauf und Konsum von Cannabis erlaubt. Das Game soll die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte aufarbeiten, bei der Prohibition anfangs noch oberstes Gebot war und sich rund um das grüne Pflänzchen mittlerweile ein Milliardengeschäft entwickelt hat. Als Spieler kann man die Geschichte erleben und mitgestalten. Verdient man als Kiffer zu Beginn ein nettes Zubrot, wird man später zum Lobbyisten, Chemiker und Unternehmer, der immer hochqualitativeres Gras verkauft und die Konkurrenz mit kluger Preispolitik und anderen nicht legalen Wegen aus dem Weg räumt.

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Was ist gelungen?

Das Spiel ist durchzogen von schrägem Humor, bietet allerdings durchaus einen gewissen Tiefgang. So sind zahlreiche Optimierungsmöglichkeiten und Experimente beim Anbau und beim Verkauf möglich. Auch die Mitarbeiter müssen zufriedengestellt werden. An der Oberfläche ist das Spiel ein lustiges Tycoon-Game mit Gras, dahinter verbirgt sich allerdings eine tiefgreifende Wirtschaftssimulation, bei der man sich auch einmal vertun und verlieren kann. Der Traum vom großen Geld mit Cannabis kann somit schneller platzen als gedacht.

Auch hinsichtlich der Inszenierung weiß Weedcraft Inc. zu gefallen. Die gezeichnete Comic-Grafik und der exzellente Hip-Hop-Soundtrack passen thematisch zum Geschäft mit Gras. Der komplizierte politische Umgang mit der grünen Pflanze wird von dem Game ferner überzeichnet, aber durchaus authentisch auf die Schippe genommen. Zuletzt sind auch die simplen Rollenspiel-Elemente gelungen. Man kann etwa entscheiden, ob man sich zu einem Geschäftsmann entwickelt, der ganz offen mit Gras handelt oder lieber als berüchtigter Gangster sein Cannabis-Imperium aufbaut.

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Was ist weniger gelungen?

Spielmechanisch gibt es bei dem Game noch Luft nach oben. Entwicklungen sind teilweise nicht nachvollziehbar und lassen den Spieler rätselnd und frustriert zurück. Wieso sind etwa die Ausgaben plötzlich stark angestiegen, oder wieso zieht sich die Konkurrenz von meinem Verkaufsort auf einmal zurück? Manchmal hat man bei dem Game das Gefühl, als hätte man das zentrale Produkt von Weedcraft Inc. selbst konsumiert und würde sich deswegen hinten und vorn nicht mehr auskennen. Auch das User-Interface ist kompliziert gestaltet und teilweise nicht verständlich.

Fazit

Weedcraft Inc. ist ein gelungener Cannabis-Tycoon, der das heikle Thema Marihuana gut aufarbeitet und den Spieler die Geschichte der grünen Pflanze interaktiv erleben lässt. Das satirische Spiel bietet eine komplexe Wirtschaftssimulation, bei der Humor nicht zu kurz kommt. Bis zu einem gänzlich gelungenen High braucht es zuletzt aber noch etwas Feinschliff. (Daniel Koller, 12.4.2019)