Katie Bouman, Informatikerin am Caltech.

Foto: Caltech

Die Zeiten eines Galileo Galilei sind natürlich vorbei, er konnte die der Erde nächsten Himmelskörper direkt mit seinem Teleskop beobachten und allein damit ein neues Weltbild schaffen. Heute sind Astronomen, wenn sie bei ihrer Suche nach unbekannten Objekten im Universum Grenzen durchbrechen wollen, hauptsächlich auf Daten angewiesen, die aus elektromagnetischen Wellen generiert werden.

Vereinfacht gesprochen: Die Objekte sind zu weit von der Erde entfernt, kein Auge kann sie erfassen. So war das auch bei jenem Schwarzen Loch in der Galaxie Messier 87, das mithilfe des Event Horizon Telescope (EHT) beobachtet werden konnte. Es ist 55 Millionen Lichtjahre entfernt und das erste, das auf einem Foto festgehalten werden konnte.

Möglich machte das ein Softwareprogramm, das eigens dafür entwickelt wurde – von einem Team um die noch nicht ganz 30-jährige Informatikerin Katie Bouman, die heute Assistenzprofessorin am renommierten California Institute of Technology (Caltech) ist. Die Wissenschafterin, die in West Lafayette im US-Bundesstaat Indiana aufwuchs, beschäftigte sich schon an der Highschool mit bildgebenden Verfahren. Nach der Schule studierte sie Elektrotechnik an der University of Michigan, ihren Doktor machte sie am Massachusetts Institute of Technology (MIT) – als Postdoc ging sie nach Harvard in das Imaging-Team des Event Horizon Telescope. Nun ist sie durch ein Foto weltberühmt geworden und wird in sozialen Netzwerken gehypt.

Vergleich mit berühmter Software-Spezialistin

Im MIT wurde sie schon ob der riesigen Datenmengen, die ihr Programm verarbeiten kann, mit der heute 82-jährigen MIT-Informatikerin Margaret Hamilton verglichen, von der die Flugsoftware des Apollo-Raumfahrtprogramms stammt. Legendär das Bild, das die damals 32-jährige Wissenschafterin neben einem menschgroßen Stapel von Software-Ausdrucken zeigt. Von Katie Bouman ging am Mittwoch ein ganz anderes Foto um die Welt: In einem recht dicht besetzten, kleinen Büro sitzt sie vor einem Laptop, sieht, wie sich das Bild aufbaut, und hält ihre Hände glückstrahlend und staunend vor ihr Gesicht.

Boumans Software sind heute die Linsen von Galilei. Im Moment des Erfolgs betonte sie übrigens, dass es ohne ihr Team nicht möglich gewesen wäre, diese Softwarelösung zu finden. In der Pressekonferenz von Event Horizon am Mittwoch wurde ihr Name nicht genannt. (Peter Illetschko, 12.4.2019)