Jan Böhmermann bei der Romy-Verleihung 2018. Heuer sorgte der deutsche Satiriker mit einer Videobotschaft für Wirbel.

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Wien – "Schlechte Satire, schlechtes Benehmen": Mit einem kritischen Statement hat "Kurier"-Chefredakteurin Martina Salomon am Montag auf eine per Video eingespielte "Rede an die Nation" reagiert, mit der sich der deutsche Satiriker Jan Böhmermann für die Auszeichnung mit dem "Kurier"-Fernsehpreis Romy bedankte. "Der Provokateur sandte eine primitive, dumme Videobotschaft, in der er die Österreicher samt ihrer Regierung herabwürdigte", so Salomon in ihrem "Weckruf"-Newsletter.

Zu dem laut Salomon "kleinen Eklat, der nach wie vor für Aufregung sorgt", war es bereits im Vorfeld der eigentlichen Romy-Gala gekommen. Böhmermann wurde für seine Show "Lass dich überwachen" mit einer Akademie-Romy ausgezeichnet, mit der eine unabhängige Jury aus ehemaligen Romy-Preisträgern ohne Mitsprache der "Kurier"-Redaktion Produzenten ehrt. "Selbstverständlich" akzeptiere sie die Jury-Entscheidung, so Salomon, "die Danksagung des Herrn (Böhmermann, Anm.) hat ihn aber jedenfalls für mich disqualifiziert, auch wenn in diesem Genre schlechtes Benehmen offenbar zum Geschäftsmodell gehört".

"Durchgeknallter Kinderkanzler"

Böhmermann nahm in seiner Videobotschaft, in der er sich anfangs unter anderem an "sehr geehrte dumme Hurenkinder" richtet, nicht nur Kulturminister Gernot Blümel und Innenminister Herbert Kickl aufs Korn. In Richtung von Bundeskanzler Sebastian Kurz erklärte er: "Ich freue mich, dass ich ab heute nicht nur sieben Jahre mehr Lebenserfahrung habe als der durchgeknallte österreichische Kinderkanzler, sondern auch noch exakt zwei Romys mehr habe als der schweigende Fascho-Helfer mit den großen Ohren." Er verhandle gerade, wie er die "Kronen Zeitung" übernehmen könne, dürfe darüber aber nicht reden, so Böhmermann weiter.

Den Preis könne er nicht persönlich abholen, weil er "gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza rumhänge". Gegen Ende seiner Dankesrede rief Böhmermann dazu auf, zur Europawahl am 26. Mai zu gehen, aber "alle, die finden, dass die österreichische Bundesregierung einen guten Job macht, gehen bitte erst am 27. Mai wählen".

"Kurier"-Chefredakteurin Salomon resümiert dazu in ihrer Stellungnahme: "Und sollte das Satire sein, so war es eine grottenschlechte." Auf Facebook reagierte indessen mit dem österreichischen Autor Klaus Oppitz bereits ein Jurymitglied auf die Kritik Salomons. Er habe "mit Freude und Überzeugung" für Böhmermann gestimmt, so Oppitz: "Ja, Satire darf polarisieren, Leute vor den Kopf stoßen, dort hineinbohren, wo's wehtut. Ich meine sogar, dass das jeder mündige Bürger darf, ohne sich auf die Satire ausreden zu müssen." Wie Satire nach den Vorstellungen des "Kuriers" ausschaut, lässt sich übrigens seit 1. April auf einem eigenen Onlineportal, "Kurier mit Schlag", überprüfen. (red, 15.4.2019)