Das Podium beim ersten Tretlager Livetalk war mit bekannten Gesichtern der heimischen Mountainbike-Szene besetzt.

Foto: Markus Frühmann Fotografie

Lines-Chefredakteur Christoph Berger-Schauer wird in Kürze eine Online-Plattform für lokale Neuigkeiten präsentieren.

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Festival-Gastgeber und Mitdiskutierender: Patrick Huber vom Trailcenter Hohe-Wand-Wiese (re.).

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Kennen sich von der Rennstrecke: Lisa Ribarich (li.), Radkoordinatorin der Niederösterreich-Werbung, und Sabine Oswald von MTB Agency und Downhill-Verein Tirol.

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Andreas Pfaffenbichler (li.) von Upmove betonte, das große Ziel Gesetzesänderung nicht aus den Augen zu verlieren, Dominik Bösch von MTB Innsbruck erklärte, wie man durch miteinander und mit einer Stimme Reden zum Trail kommt.

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Podium und Publikum waren sich einig, den Anstoß nun zu nutzen und die Szene österreichweit näher zusammenzuführen.

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Wien – Am Ende stand der gemeinsame Anfang. Am Sonntag diskutierten Vertreterinnen und Vertreter der österreichischen Mountainbikeszene auf Einladung des STANDARD beim ersten Tretlager-Livetalk. Thema war die ewige Frage der Legalität und wie man unter den derzeit gegebenen Umständen dennoch legale Bikeangebote realisieren kann. Nach dem regen Meinungs- und Erfahrungsaustausch kristallisierte sich ein gemeinsamer Nenner heraus: Der Szene fehlt eine geeinte Stimme. Die soll sie nun erhalten.

Der erste Tretlager Livetalk beim Bike und Trail Festival an der Hohe-Wand-Wiese zum Nachsehen.

Christoph Berger-Schauer, Chefredakteur des österreichischen Gravity-Mountainbike-Magazins "Lines", brachte es auf den Punkt, als er auf dem Podium erklärte, dass die Biker zu wenig organisiert seien. Zwar teile man dieselben Wünsche und Bedürfnisse, aber die Szene bestehe eben vornehmlich aus Individualisten.

Positive Erfahrungen aus Innsbruck

Die einzelnen Positivbeispiele regionaler Initiativen, die legale Trailangebote realisieren konnten, zeigten aber zugleich, dass die Biker durchaus das Pouvoir dazu haben. So berichtete Dominik Bösch von MTB Innsbruck etwa über den dortigen Arzler Alm Trail, der in Zusammenarbeit mit dem Forstamt entstanden ist. Letztlich habe der Dialog diese Türen geöffnet. Um daran als eine Stimme teilzunehmen, entstand der Szeneverbund MTB Innsbruck.

Andreas Pfaffenbichler von der Mountainbike-Initiative Upmove, die seit über zehn Jahren für eine Änderung des Forstgesetzes eintritt, lieferte in diesem Zusammenhang einen wichtigen Input hinsichtlich der Meta-Ebene, in der Frage legaler Angebote. Denn die Positivbeispiele aus Ballungsgebieten oder touristisch stark genutzten Regionen können für die Gebiete abseits dieser schnell zum Bumerang werden. Er plädiert daher weiter dafür, das langfristige Ziel Wegefreiheit nicht aus den Augen zu verlieren.

Know-how der Szene einbringen

Um sich nicht auseinanderdividieren zu lassen, sondern den Schwung aus dem Erreichten mitzunehmen, wollen sich die Mountainbiker in den kommenden Monaten stärker vernetzen. Denn sie sind es, die mit ihrem Know-how aus der Szene für die Stakeholder im Tourismus und die Entscheidungsträger in der Politik als Ideengeber wirken können, wie Lisa Ribarich erklärte. Die passionierte Bikerin fungiert als Radkoordinatorin der Niederösterreich-Werbung.

Wenn wichtige Positionen mit den richtigen Personen besetzt werden, biete das nicht nur Chancen für die gesamte Community, war man sich einig. Sondern auch für den Tourismus oder die Politik. Kampagnen wie die viel kritisierte "You like it? Bike it!" der Österreich Werbung, könnten vermieden werden. Und letztlich würde sich auch die verantwortliche Politik, in dem Fall Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), Ungemach ersparen.

Talk als Anstoß für weitere Vernetzung

Genau diese Entwicklung muss das gemeinsame Ziel sein, fasste es Sabine Oswald von der MTB Agency zusammen. Als Gründerin und Mastermind hinter dem Downhill-Verein Tirol weiß sie um den enormen Zulauf, den der Sport momentan erlebt. So kenne sie Ribarich noch von früheren Jahren, als diese bei Jugendrennen, die Oswald mitorganisiert hatte, am Start war. "Heute sitzt sie im Tourismusverband und ist dort eine Stimme für das Biken", zeichnet sie die Stoßrichtung vor.

Man wolle das Treffen nun als Anstoß nutzen, waren sich die Diskutierenden einig. So sollen in den nächsten Monaten weitere Vernetzungstreffen stattfinden, bei denen man sich besser kennenlernen und gemeinsame Positionen erarbeiten will. Das "Lines"-Magazin wird in Kürze eine Plattform für die regionalen Szenen schaffen, wo sich abseits kommerzieller Motive die Mountainbiker selbst zu Wort melden können. Ziel ist es, aus der regionalen Isolation auszubrechen und mehr voneinander zu erfahren.

Treffen in den Regionen als Ziel

Zugleich brachte Oswald den Vorschlag, sich etwa an Wochenenden turnusmäßig in verschiedenen Regionen Österreichs zu treffen. Es sollen lockere Tage des miteinander Redens und Bikens werden. Der Zugang soll allen Mountainbikern, Vereinen und Initiativen offen stehen.

Das Trailcenter an der Hohe-Wand-Wiese lieferte den passenden Rahmen für diesen Auftakt in ein neues Miteinander und ist zugleich eines der leuchtenden Beispiele. Und auch das STANDARD-Tretlager will weiterhin seinen Beitrag leisten und der Szene als mediale Plattform eine Stimme geben, die gehört wird. Es steht also eine spannende Saison ins Haus. (Steffen Arora, 16.4.2019)