Wien – Aus Anlass der bevorstehenden Europäischen Impfwoche, die von 24. bis 30. April dauert, hat der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller einen "Nationalen Aktionsplan" erstellt. Gefordert wird auch mehr Unterstützung für Erwachsenenimpfungen.

"Impfungen gehören zu den ganz großen Errungenschaften der Medizin. Mittlerweile beweisen aber die geringen Durchimpfungsraten bei manchen Impfungen sowie die allgemeine Impfmüdigkeit, dass Maßnahmen erforderlich sind, um das Potenzial der verfügbaren Impfungen auch tatsächlich heben zu können", heißt es in der Präambel des "Nationalen Aktionsplan Impfen" des Verbandes (ÖVIH).

Am besten lässt sich die Situation wohl damit beschreiben, dass die Theorie mit akkordierten Impfempfehlungen durch Experten und die Wirklichkeit in der tatsächlichen Umsetzung des Impfplans auseinanderklaffen: "In Österreich gibt es breite Impfempfehlungen, ein gut etabliertes Kinderimpfkonzept, aber leider keine Kostenübernahme für wichtige Impfungen im Erwachsenenbereich. Somit sind die Durchimpfungsraten bei vielen Impfungen zu niedrig." Auch für Notfälle wie etwa Masernausbrüchen sei das Gesundheitssystem aus Sicht der impfstoffherstellenden Industrie nicht optimal gerüstet.

Tatsächlichen Impfstatus erheben

Besonders immer wieder auftretende Masernepidemien und die steigende Zahlen von FSME-Infektionen mache die Problematik deutlich. Zum Schutz vor diesen Erkrankungen gebe es wirksame Immunisierungen. "Definition von gesundheitspolitischen Zielen für impräventable (verhinderbare; Anm.) Erkrankungen sowie Monitoring und Schaffung von Anreizsystemen", lautet der Titel zum ersten Punkt des Aktionsplans. Das sollte "konkrete Vorgaben" des Gesundheitsministeriums und des Nationalen Impfgremiums "zu allen im österreichischen Impfplan vorgesehenen Impfungen hinsichtlich der Definition von Zielgrößen bei den Durchimpfungsraten wie etwa 95 Prozent bei Masern und 75 Prozent für Influenza-Risikogruppen" umfassen. Darauf aufbauend müssten die tatsächlichen Durchimpfungsraten in regelmäßigen Abständen erhoben werden, um festzustellen, wo noch Handlungsbedarf bestehe.

Regelmäßig sollte es auch Erhebungen der Meinung der Österreicher zu den einzelnen Impfungen geben. Der geplante elektronische Impfpass werde wohl wesentliche Verbesserungen bringen, es müssten jedenfalls alle Altersgruppen erfasst und die Impfdaten zentral erfasst werden. Anonymisiert sollten die Informationen schließlich auswertbar sein, um in besondere Zielgruppen identifizieren zu können. Darüber hinaus sollte auch die Möglichkeit für personalisierte Impfempfehlungen gegeben sein.

Wichtig sei auch die Bedarfsplanung für Vakzine. "Da die Produktion von Impfstoffen sehr komplex ist, kann sie bis zu zwei Jahre lang dauern", heißt es vonseiten des ÖVIH. Die Präsidentin des Verbandes der Impfstoffhersteller, Renee Gallo-Daniel, wurde dazu so zitiert: "Das bedeutet in der Praxis, dass die Hersteller frühzeitig über den notwendigen Bedarf informiert und in die Impfstrategien der gesundheitspolitischen Entscheidungsträger eingebunden werden müssen. Eine regelmäßige und rechtzeitige Abstimmung zwischen Politik und Industrie ist unbedingt erforderlich."

Langfristige Bedarfsplanung notwendig

Schließlich sollten die Beschaffungsmechanismen für Vakzine insgesamt verbessert werden. "In Österreich ist der Impfbereich hinsichtlich Beschaffung und Bereitstellung von Impfstoffen zweigeteilt: Einerseits gibt es für das österreichische Kinderimpfkonzept die Beschaffung via Ausschreibungen. Hier wird nach dem Billigstbieterprinzip gekauft und es kommt nur ein Hersteller zum Zug. (...) Solche Ausschreibungen untergraben Innovationen und gefährden die Versorgungssicherheit", heißt es in dem Aktionsplan. "Andererseits gibt es in Österreich für den Erwachsenenbereich keine definierten Bedarfsmengen, da diese Impfstoffe nicht von der öffentlichen Hand finanziert werden und somit keiner Bedarfsplanung unterliegen. Ziel muss es sein, auch im Erwachsenenbereich Bedarfsmengen zu erheben um eine angemessene Versorgungssicherheit zu erreichen. Finanzielle Zuschüsse zu empfohlenen Impfstoffen könnten Steuerungsfunktion einnehmen (beispielsweise Zuschuss Influenza bzw. HPV für Erwachsene)."

Schließlich sollte es Aufklärungskampagnen rund um die Impfungen "unterstützt durch die öffentliche Hand" und gemeinsam mit Ärzten und Apothekern geben. Wichtig wären aber auch Schritte auf europäischer Ebene: "Zur besseren Bekämpfung von lokalen Epidemien, aber auch, um im Falle von Lieferengpässen rasch reagieren zu können, ist es wichtig, dass Impfstoffe zwischen EU-Ländern rasch ausgetauscht werden können. Um dies zu gewährleisten, sind einheitliche Produkt- und Verpackungsvorschriften sowie Gebrauchsinformationen anstelle zahlreicher nationaler Bestimmungen nötig." Dazu sollte auch eine "gesetzliche Einfuhrerleichterung" für Vakzine in ausländischen Packungen in kritischen Situationen geschaffen werden. Eine solche Regelung existiere bereits in Deutschland. (APA, 18.4.2019)