Messner: "Es handelt sich dann nicht mehr um eine Frage des Könnens, sondern um eine von Glück und Unglück."

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Bozen/Banff– Tiefbetroffen über den wahrscheinlichen Tod der Tiroler Alpinisten David Lama und Hansjörg Auer sowie ihres US-Kollegen Jess Roskelley hat sich Extrembergsteigerlegende Reinhold Messner gezeigt.

"Es ist ein sehr schlimmes Unglück, schrecklich", sagt Messner. Alle drei hätten zu den besten Bergsteigern der Welt gehört, erklärte der Südtiroler.

"Kletterkunst in großen Dimensionen"

Sowohl Lama als auch Auer habe er persönlich gut gekannt, so Messner, der den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aussprach. Lama habe seine "Kletterkunst in große Dimensionen getragen" und zudem über eine "starke Ausstrahlung" verfügt.

Auer wiederum, mit dem er in noch engerem Kontakt stand, sei "in jeder Disziplin absolute Weltspitze" gewesen. Er vermute, dass bei dem Unglück in den Rocky Mountains ein Stück der Eiswand heruntergebrochen ist und letztlich zu dem tödlichen Unfall geführt hat.

Der Unfall zeige einmal mehr, dass das traditionelle Bergsteigen, bei dem man sich in die "absolute Wildnis" begebe und dabei alles selber mache, "wahnsinnig gefährlich" sei. "Es handelt sich dann nicht mehr um eine Frage des Könnens, sondern um eine von Glück und Unglück", meinte Messner.

Von den Weltbesten, die sich in diesem Bereich bewegen, komme die Hälfte ums Leben – dies sei schon immer so gewesen. "Bergsteigen in dieser Dimension ist faszinierend. Aber es ist auch schwer zu vertreten", zeigte sich Messner nachdenklich.

"David, du kletterst ja schon wie ein Weltmeister"

Erschüttert hat sich auch Bergsteigerlegende Peter Habeler gezeigt. "Schlimm, schlimm, schlimm. Das waren die Besten der Besten. Überflieger im positiven Sinn", so Habeler. Vor allem Lama stand Habeler sehr nahe: "David war eine Ikone."

Die Zillertaler Alpinistenlegende erinnerte sich an den fünfjährigen David Lama, der damals einen Kletterkurs bei ihm besucht hatte. "Mit einem Schmunzeln hab ich gesagt: 'David, du kletterst ja schon wie ein Weltmeister. Du wirst einmal Weltmeister'", so Habeler. Er habe sofort gesehen, dass da ein außergewöhnlicher Könner heranreift. Später habe Lama dann den Übergang von den Kletterhallen in die freie Wildnis, zum traditionellen Bergsteigen geschafft: "Er hat die Natur mögen. Die mögen ja auch nicht alle. Er wurde ein Vorbild für viele. David war ein humorvoller, ruhiger Mensch. Ich habe ihn über alle Maßen geschätzt".

Lamas Sponsor Red Bull ist "zutiefst betroffen", dass zu befürchten ist, dass "unser guter Freund" auf tragische Weise ums Leben gekommen ist, hieß es in einer Stellungnahme. "David war ein stets besonnener und reflektierter Mensch, der von seiner Leidenschaft für den Alpinismus – geprägt durch seinen familiären Hintergrund – und seiner Liebe für die Berge angetrieben wurde", erklärte das Salzburger Unternehmen von Dietrich Mateschitz.

Lama sei seit 2006 Mitglied der Red Bull-Familie gewesen. "Wir sind stolz, dass wir ihn auf seinen außergewöhnlichen Wegen begleiten konnten, und wir werden seine Aufrichtigkeit, seinen Hang zur Perfektion und seinen unermüdlichen Mut schmerzlich vermissen", so der Sponsor, der Familien und Freunden der drei vermissten Alpinisten seine aufrichtige Anteilnahme bekundete.

Würdigung aus der Politik

Betroffen hat sich auch die österreichische Staatsspitze gezeigt. Die Gedanken seien in dieser schweren Zeit bei den Familien und Freunden der beiden Tiroler, twitterten Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

"David Lama und Hansjörg Auer haben in den vergangenen Jahren mit einer Vielzahl von Erfolgen die internationale Kletter- und Alpinszene geprägt", würdigte Kurz zudem die Verunglückten. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) sprach indes von "schrecklichen Nachrichten". Auch wenn man die Hoffnung noch nicht aufgeben wolle, müsse man "vom Schlimmsten ausgehen", so Platter. (APA, 19.4.2019)