Pristina – Der Präsident des Kosovo, Hashim Thaci, lehnt einen Landtausch mit Serbien nun strikt ab. "Ich werde niemals einem Austausch von Territorien zustimmen, ich treibe keinen Handel mit Territorien des kosovarischen Staatsgebiets", sagte Thaci vor einem Westbalkan-Treffen im Berliner Kanzleramt der Deutschen Presse-Agentur.

Er sei allerdings für eine "Korrektur von Grenzen" und die Eingliederung mehrerer mehrheitlich albanisch bevölkerter südserbischer Gemeinden in das Staatsgebiet des Kosovos. Serbien solle im Gegenzug dafür eine Perspektive für einen EU-Beitritt erhalten.

Beitrittsverhandlungen

Serbien führt seit 2014 Beitrittsverhandlungen mit der EU. Die Aussöhnung mit dem Kosovo gilt aber als zentrale Bedingung dafür, dass die Gespräche irgendwann einmal erfolgreich abgeschlossen werden können. Der fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo war früher eine serbische Provinz und hatte sich 2008 nach dem Kosovo-Krieg 1998/99 und Jahren unter UNO-Verwaltung mangels einer Verhandlungslösung mit Belgrad mit Unterstützung internationaler Partner einseitig für unabhängig erklärt.

Ein Vorschlag zur "Grenzziehung mit den Kosovo-Albanern" war im vorigen Sommer von Serbiens Präsident Aleksandar Vucic gekommen. Er hat ihn nie genauer erläutert. Sein kosovarisches Gegenüber Thaci sprach sich danach für einen Gebietsaustausch aus, der die Eingliederung der drei Gemeinden mit albanischem Bevölkerungsanteil in Südserbien an den Kosovo ermöglichen würde. Beide Vorschläge wurden sowohl in Serbien als auch dem Kosovo und international kritisiert.

Mini-Gipfel

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron wollen an diesem Montag bei dem Mini-Gipfel in Berlin Bewegung in den festgefahrenen Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo bringen. Eine deutsche Regierungssprecherin hatte am Freitag gesagt, für beide sei die Stabilität der Region von besonderer Bedeutung. Bei dem Treffen kommen Merkel und Macron mit den Staats- und Regierungschefs von Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Montenegro, Serbien, Slowenien sowie der für die Vermittlung im Kosovo-Konflikt zuständigen EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini zusammen.

Nach Angaben der Regierungssprecherin soll das Treffen im Kanzleramt vorrangig dem Meinungsaustausch dienen. Aus Elysee-Kreisen hieß es, Frankreich wolle in der Region wieder stärker Flagge zeigen. Historisch habe es ein enges Verhältnis mit Serbien. In Berlin solle es dezidiert nicht um die Erweiterung der EU gehen. Einen Vorschlag für eine deutsch-französische Initiative zur Lösung des Konflikts zwischen Serbien und Kosovo werde es zwar nicht geben. Merkel hält ein europäisches Engagement in der Region aber für wichtig, weil sich China und Russland dort um stärkeren Einfluss bemühen.

Das Berliner Treffen wird in Serbien kritisch gesehen. Präsident Vucic befürchtet, dass Berlin und Paris bei dem Treffen Druck auf sein Land ausüben könnten, sich in der Kosovo-Frage zu bewegen. (APA, 29.4.2019)