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Mehrere Dutzend Bewerbungen, aber keine Antwort: Nachtelefonieren hilft gegebenenfalls.

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Dutzende Bewerbungen, aber keine Antwort: "Ghosting", ein aus dem (Online-)Dating entlehnter Begriff dafür, dass sich der andere nicht mehr meldet, ist nun auch in der Arbeitswelt angekommen. Eine Befragung von Robert Half zeigt, wie weit das Phänomen um sich greift: Sechs von zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern haben sich laut einer Befragung des Beratungsunternehmens schon einmal für das zweitbeste Jobangebot entschieden, weil sie vom bevorzugten Unternehmen zu lange keine Antwort erhalten haben.

Umgekehrt haben offenbar auch Firmen mit Ghosting zu kämpfen. Sie beklagen, dass Bewerber nicht zum Vorstellungsgespräch oder zum ersten Arbeitstag erscheinen und nicht mehr erreichbar sind.

Der Frust ist groß

Der Trend hat mehrere Ursachen, analysiert Robert Half. Einerseits hätten qualifizierte Bewerber meistens die Wahl zwischen mehreren attraktiven Angeboten. Andererseits verändere sich mit dem technologischen Wandel auch die Jobsuche selbst. "So wie beim Onlinekauf Waren kommentarlos zurückgeschickt werden können, werden Bewerbungsgespräche oder Jobs ohne Rückmeldung manchmal auch absichtlich verpasst", erklärt Christian Umbs. Der Personalberater mahnt: "Ghosting ist unhöflich und respektlos. Beide Parteien sollten offen und ehrlich miteinander kommunizieren. Das schließt unangenehme Absagen ein."

Warten Bewerber erfolglos auf eine Rückmeldung, ist der Frust groß, wie die Umfrage zeigt. Acht von zehn Befragten geben an, dass ein solches Verhalten ein schlechtes Licht auf das Unternehmen wirft.

Immer gut prüfen

Was man keinesfalls tun sollte, sagt Umbs: an sich selbst zweifeln. Besser sollte man bei Ghosting-Verdacht selbst aktiv werden. Gibt es nach etwa zwei Wochen kein Feedback auf eine Bewerbung, könne man getrost anrufen und nachfragen. Empfehlenswert sei jedoch, sich auf den Anruf gut vorzubereiten. "Er kann schnell zu einem Vorabinterview werden", sagt Umbs.

Was häufig passiere: dass Bewerber Kontaktdaten falsch angeben. Das erschwert natürlich die Kontaktaufnahme. Deshalb solle man die Unterlagen vor dem Abschicken immer gewissenhaft prüfen und auch Freunde oder Familienangehörige bitten, sie nochmals zu checken. Umbs: "Beim Versand achten Sie unbedingt darauf, dass die eingereichten Unterlagen vollständig an den richtigen Empfänger gegangen sind."

Vielleicht ist die Einladung zum Vorstellungsgespräch beim Wunscharbeitgeber aber im Spam- oder Junk-Ordner gelandet. Der gute Rat: die Mailbox abhören, "denn womöglich haben Sie eine Nachricht übersehen". (lib, 2.5.2019)