Graz – Die Grazer SPÖ-Kundgebung vom 1. Mai hat noch Tage danach ein künstlerisches Nachspiel: Die Sozialdemokraten wollten nicht, dass die gebuchte Band, die am Hauptplatz bei der Kundgebung aufspielte, Lieder von Andreas Gabalier covert. Als sie es doch tat, distanzierte sich die SPÖ auf der Bühne vom "Volks-Rock-'n'-Roller". Gabalier selbst nannte das am Sonntag in einer Videobotschaft einen "Skandal".

"Pattsituation" um Hergang

Er empfinde den Vorfall nicht nur als traurig, sondern das sei "Faschismus in reinster Form", kritisierte Gabalier. Bezüglich des tatsächlichen Hergangs des Auftritts vom 1. Mai gibt es eine "Pattsituation", bestätigte SPÖ-Regionalgeschäftsführer Patrick Trabi am Sonntagabend.

Er sagte, dass es bereits im Jahr davor parteiinterne Diskussionen über Lieder von Gabalier bei der Kundgebung gegeben habe. Heuer habe man sich dazu entschieden, die gebuchte Band schon vor dem Auftritt zu informieren, dass man manche Lieder nicht bei der Kundgebung hören wolle. Die Musiker dagegen behaupten laut Trabi, dass es diese Information nicht gab.

Frauenbild als Grund

So kam es, dass ein Lied von Gabalier gespielt wurde. Eine Frau aus den Reihen der SPÖ ging danach auf die Bühne und bat laut Trabi um Applaus für die Band, wies danach aber darauf hin, dass man Lieder des "Volks-Rock-'n'-Rollers" nicht wolle. Grund dafür sei etwa dessen Frauenbild, das die SPÖ nicht gutheiße.

SPÖ-Landesgeschäftsführer Günter Pirker stellte nachtragend in einer Aussendung am Montag klar, dass es innerhalb der SPÖ keine Musikvorgaben gebe und jede Stadt- und Ortsorganisation selbst entscheidet, welche Musik sie bei Veranstaltungen spielen wolle. "Den einen gefällt die Musik von Andreas Gabalier, den anderen nicht", sagte Pirker. "Von 'Verbot' oder gar 'Zensur' zu sprechen geht wirklich sehr weit an der Realität vorbei. Bei vielen Mai-Feiern in der Steiermark – etwa in Leoben, wo die Feier richtigen Volksfestcharakter hat – wurde ja die Musik von Andreas Gabalier genauso gespielt wie von jeder anderen Band. Es ist wirklich Zeit, die künstliche Aufregung über die 'Playlist' bei der Maifeier in Graz zu beenden", so Pirker.

Kanzler Kurz kritisiert SPÖ

Am Montagnachmittag schaltete sich auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein. Er fragt per Facebook: "Die SPÖ verbietet einer Band, Songs von Andreas Gabalier zu spielen, weil seine politische Haltung nicht geteilt wird. Reicht es nicht, wenn sich politische Parteien gegenseitig oft unwürdig behandeln?"

Er sei schon von Austropoppern wie Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros kritisiert worden und würde nie auf die Idee kommen, irgendwo das Abspielen ihrer Lieder zu verhindern. "Lassen wir die Kunst sowie die Künstlerinnen und Künstler frei arbeiten. Egal wie sie aussehen, welche Musik sie spielen oder Meinung sie haben."

Gabalier bedankte sich daraufhin via Facebook beim Bundeskanzler, "für die treffenden, diplomatischen Worte Ihrerseits".

(APA, red, 6.5.2019)