Die Nummer eins war in entscheidenden Momenten einen Tick stärker und glücklicher.

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Madrid – Nach acht Siegen en suite hat die Nummer 1 der Tennis-Herren am Samstag den Lauf von Dominic Thiem gestoppt. Der Barcelona-Champion verpasste den Final-Hattrick beim Masters-1000-Event in Madrid und musste sich Topstar Novak Djokovic nach 2:22 Stunden Kampf mit 6:7(2), 6:7(4) beugen. Damit wird es vorerst nichts mit dem ersten 1000er-Titel für Thiem auf Sand, der nun in Rom die nächste Chance hat.

Thiem, der am Vortag den Grand-Slam-Rekordgewinner Roger Federer in drei Sätzen bezwungen hat, musste sich einem ausgerasteten Djokovic im achten Duell zum sechsten Mal beugen. Djokovic hatte das Viertelfinale ja kampflos gewonnen, weil Marin Cilic (CRO) eine Lebensmittelvergiftung erlitten hatte. Der 15-fache Major-Sieger zeigte aber, dass man auch bei den French Open mit ihm rechnen kann. Djokovic trifft am Sonntag auf den Griechen Stefanos Tsitsipas, der den Spanier Rafael Nadal in der Nightsession mit 6:4, 2:6 und 6:3 bezwang.

Lob von der Nummer eins

"Dominic ist derzeit der beste Spieler der Welt auf diesem Belag. Er hat in dieser Saison Siege gegen Rafa und Roger, er hat Barcelona gewonnen und spielt auf wirklich hohem Level. Er hat auch in Indian Wells gewonnen", lobte Djokovic, der Thiem bei dessen Abgang vom Platz auch applaudierte, den Niederösterreicher. Der Serbe war mit seiner Performance sehr zufrieden. "Ich habe in beiden Tiebreaks wirklich gut gespielt. Das war mein bestes Sandmatch in dieser Saison." Zudem war er zufrieden, dass er die Nerven bewahrt hat "Ich dachte, ich hätte das Match bei 6:5 im zweiten Satz ausservieren sollen, aber Respekt für ihn, dass er es ins Tiebreak geschafft hat."

Eine gute Leistung reichte für Dominic Thiem nicht zum Sieg, zumal er immer wieder unerzwungene Fehler einstreute.
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Das Match war wie erwartet völlig anders als das Viertelfinale gegen Federer. Während der Schweizer die schnelle Entscheidung gesucht hatte, auch um Thiem keinerlei Rhythmus zu geben, ist die Spielweise von Djokovic auf lange Grundlinien-Duelle, Zermürben des Gegners und auch Konter ausgelegt.

Break und Rebreak

Im Gegensatz zum Vortag nutzte Thiem diesmal seine erste Breakchance. Der 13-fache Turniersieger nahm dem Serben, der die vergangenen drei Grand-Slam-Turniere gewonnen hat, zum 2:1 den Aufschlag ab. Thiem zog auf 3:1 davon, musste dann aber nach zwei großartigen Rallyes zugunsten des Weltranglisten-Ersten im sechsten Game das Rebreak zur Kenntnis nehmen. Heikel wurde es für den "Djoker", der die Bälle vor dem Service wie so oft rund 15 Mal aufspringen ließ, im neunten Game. Nach einer Verwarnung wegen Zeitüberschreitung musste er nach der zweiten Verwarnung bei 15:40 gar den ersten Aufschlag auslassen. Dennoch gelang es dem noch 31-Jährigen, das Break zu verhindern.

Djokovic musste sein bestes Tennis auspacken um Thiem bezwingen zu können.
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Der Satz ging dann nach 56 Minuten ins Tiebreak, auch weil Thiem in Sachen Aufschlag nicht ganz so überzeugend war. Djokovic erwischte dann das bessere Tiebreak, während Thiem doch einige Fehler unterliefen. Nach starker Defensivarbeit gelang Djokovic die 4:1-Führung und nach 64 Minuten letztlich verdient die 1:0-Satzführung.

Break und Rebreak

Sowohl im zweiten als auch im vierten Game musste Djokovic im zweiten Durchgang jeweils einen Breakball abwehren, bei 1:2 nach einer neuerlichen "time violation" bei Einstand zeigte er seine Abgebrühtheit mit seinem erst zweiten Ass (mit dem zweiten Service) und glich in der Folge zum 2:2 aus. Im sechsten Spiel nutzte Thiem aber aus seiner Sicht endlich den dritten Breakball zur 4:2-Führung, Djokovic gelang jedoch das sofortige Rebreak und dann das 4:4. Ein zu fehlerhafter Thiem musste dann sein Service zum 5:6 abgeben, doch er schaffte seinerseits das vorerst rettende Rebreak zum zweiten Tiebreak.

In diesem verwandelte Thiem einen 0:2-Rückstand noch zum 3:2, doch ein Doppelfehler zum 3:5 stellte die Weichen zum Sieg von Djokovic. Nach 2:22 Stunden nutzte der Weltranglisten-Erste den ersten Matchball.

Thiem nicht unzufrieden

Thiem war alles andere als bitter enttäuscht nach der knappen Niederlage. Der 25-Jährige zeigte sich resümierend zufrieden. "Ich denke, dass es generell ein ganz gutes Match war. Um diese Spieler zu besiegen, braucht man immer ein bisserl ein Glück, ein bisserl das Momentum. Das war heute sicher nicht der Fall", sagte Thiem.

Zum Match selbst: "Es haben ein paar kleine Dinge den Ausschlag gegeben." Er habe ein paar Breakbälle unglücklich verloren, "bei ein paar Breakbällen habe ich auch ein paar sehr schlechte Fehler gemacht. Im Tiebreak war er zweimal der Bessere." Thiem erinnerte an einen "unfassbaren Punkt" des "Djokers" im ersten Tiebreak. "Im zweiten Tiebreak mache ich bei 3:4 den Doppler, was zu einer sehr schlechten Zeit war."

Zu seiner Gesamtperformance in den vergangenen Wochen gebe es jedenfalls keinen Grund, sich zu beschweren. "Es passt sehr gut. Ich habe Indian Wells und Barcelona gewonnen, in Madrid ein Semifinale. Ich habe schon über 2.000 Punkte und auch ziemlich sicher eine Top-4-Setzung in Paris, was sehr wichtig ist, damit ich diesen ganz großen Kalibern aus dem Weg gehe bis zu einer tiefen Phase des Turniers", so Thiem. "Es läuft alles gut. Es wäre komplett vermessen, wenn ich unzufrieden wäre."

Lob auch von Bresnik

Thiem-Manager Günter Bresnik hat den Auftritt von Thiem gegen Djokovic trotz der Niederlage gelobt. "Auch wenn er das Match verloren hat, das war vom Niveau her eines der besten Spiele in der heurigen Sandplatz-Saison. Man kann nicht sagen, dass er es unglücklich verloren hat, aber im Endeffekt hat er wesentlich mehr Chancen gehabt", konstatierte Bresnik.

Jene Chancen habe Djokovic "teilweise unglaublich" abgewehrt und "die Tiebreaks hat der heute außergewöhnlich gut gespielt, da hat Dominic ein, zwei Schnitzer gemacht." Zudem, so Bresnik, habe Thiem, wenn dieser von der Grundlinie aggressiv gespielt habe, Djokovic "komplett dominiert".

Doppelfinale verloren

Im Doppel erreichte Thiem mit dem Argentinier Diego Schwartzman nach einem 6:3 und 6:2 gegen Guido Pella/Joao Sousa (ARG/POR) das Finale, musste sich aber auch in seinem dritten Tour-Doppelfinale geschlagen geben. Das Duo musste sich Jean-Julien Rojer/Horia Tecau (NED/ROU) mit 2:6, 3:6 beugen. Der Niederösterreicher hatte in Kitzbühel (2016) mit Dennis Novak (AUT) und in diesem Jahr an der Seite von Schwartzman in Buenos Aires ebenfalls im Endspiel verloren. Im Doppelranking wird er auf Platz 79, seine bisher beste Position, klettern.

Thiems nächster Einsatz ist kommende Woche beim nächsten 1000er-Turnier in Rom. In Italiens Hauptstadt könnte er mit gutem Abschneiden wieder viele Punkte sammeln, denn im Vorjahr war er nach einem Freilos gleich im ersten Match gescheitert. Die French Open beginnen am Sonntag in zwei Wochen. (APA, red, 11.5.2019)