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Jim Jarmusch eröffnet Cannes mit einem Zombiefilm.

Foto: AFP/Getty

Wenn demnächst jemand endlich eine große Kulturgeschichte des Wortes "Hipster" schreibt, dann wird Jim Jarmusch ein umfangreiches Kapitel bekommen müssen. Der New Yorker Filmemacher verkörpert schon durch sein Äußeres stilistische Ambition: die Haare seit Jahrzehnten weiß gefärbt und toupiert, dazu Sonnenbrille und gern auch Cowboystiefel.

In Stranger Than Paradise, mit dem Jarmusch 1984 beim Filmfestival in Cannes weltberühmt wurde, verkörperte der Jazzmusiker John Lurie einen Hipster namens Willie – damit war auch etabliert, woher die ganze Idee kommt, nämlich aus dem "Mischtiegel" New York.

Ultimativ unabhängig

Jim Jarmusch gilt längst als der ultimative unabhängige US-Filmemacher. In seinen Kanon, der zwischen Punk und Hochkultur schillert, hat fast alles Platz: Samurais, englische Mystiker, transzendentale Poesie und nun, in seinem neuen, in Cannes präsentierten Film The Dead Don’t Die, auch noch Zombies. All das hat sich Jarmusch auf einem idealen Bildungsweg erarbeitet: Geboren 1953 in Ohio, kam er früh nach New York, ging dann ein Jahr nach Paris (wo er an der Cinémathèque française das Weltkino entdeckte) und studierte schließlich wieder in New York.

Dort lernte er seine Lebenspartnerin Sara Driver kennen, sie macht auch Filme und ist an jenen von Jarmusch zumeist beteiligt. Bei dem großen Hollywoodregisseur Nicholas Ray war Jarmusch noch kurz als Assistent tätig, bevor er 1980 mit Permanent Vacation debütierte.

Sorgfältig kuratiertes Universum

Er wolle ein Kino der Momente und nicht so sehr der Geschichten machen, hat er einmal gesagt, und tatsächlich haben seine Filme häufig etwas Episodisches, manchmal ganz ausdrücklich, wie in Night on Earth. Jarmuschs Leidenschaft für Musik äußerte sich auch in einer Dokumentation über Neil Young oder in der Zusammenarbeit mit dem Hip-Hopper RZA bei Ghost Dog. Alles, was Jarmusch in sein Universum aufnimmt, ist sorgfältig kuratiert. Er umgibt sich mit einem Ensemble, das wiederum vor Hipness nur so strotzt: Bill Murray ist einer seiner Stars oder auch Tilda Swinton.

Den Höhepunkt erreicht das distinguierte Treiben allerdings mit den Sons of Lee Marvin, einer "Geheim gesellschaft" von Männern, die dem legendären, unnachahmlich Krawatte tragenden Schauspieler ähnlich sehen. Mitglieder sind zum Beispiel Nick Cave und Tom Waits. Gründer, Vorsitzender und "hip priest": James R. "Jim" Jarmusch. (Bert Rebhandl, 14.5.2019)