Ein Klassiker, hier in der Ausführung von 2012: Robben (l.) und Ribery nach einem Erfolg.

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Arjen Robben will spielen. "Von Anfang an angreifen und Meister werden. Es gibt nichts Schöneres", sagt der 35-jährige Niederländer vor dem Bundesligafinale seines FC Bayern München gegen die Eintracht Frankfurt. Er hätte auch gerne einen Einsatz seines 36-jährigen Kompagnons Franck Ribery, denn das Heimspiel am Samstag (15.30) ist für beide das letzte.

"Robbery" wechseln mit Saisonende – wohin, ist noch offen. Die Flügelzange gewann in zehn gemeinsamen Jahren 19 Titel, der Franzose Ribery hatte zwei Jahre und drei Titel Vorsprung. "Was wir miteinander erlebt haben, ist etwas ganz Besonderes. Vom ersten Tag an hatten wir diesen Klick", sagt Robben. "Das hat von Anfang an unheimlich viel Spaß gemacht."

Anfänge

Ribery kam 2007 für 25 bis 30 Millionen Euro von Olympique Marseille, Robben kostete 2009 25 Millionen. So ähnlich sich die zwei auf dem Fußballplatz sind – schnell, stark in Dribbling und Abschluss, gelegentlich etwas eigensinnig -, so unterschiedlich begannen ihre Laufbahnen.

Robbens Traumdebüt.
FC Bayern München

PSV Eindhoven legte 2002 für den 18-jährigen Robben rund vier Millionen Euro hin, zwei Jahre später spielte er schon für den FC Chelsea. Ribery flog mit 16 von der Akademie in Lille, Erklärungen gehen auseinander. Nachwuchskoordinator Jean-Michel Vandamme spricht von "disziplinarischen Problemen", Ribery selbst sagt, dass er zu klein war. Ein ärztliches Gutachten hätte ihm Spätentwicklung bescheinigt, die Vereinschefs habe das nicht beeindruckt. "Sie haben nicht an mich geglaubt", sagt Ribery nicht ohne Groll.

Ribery, der Maurer

Der Teenager schlug sich in unterklassigen Ligen durch und besserte sein Kickergehalt auf der Baustelle auf. Erst mit 21 gab ihm der FC Metz als erster Profiverein eine Chance. Dann: Galatasaray Istanbul, Olympique Marseille, Bayern. Die große Liebe.

Riberys zehn schönste Bayern-Tore.
DAZN Bundesliga

Ribery blieb ein Kerl, der seine Ecken und Kanten nie abschleifen wollte, sie oft zelebrierte: Kritikerbeschimpfungen auf Instagram, ein Schlag gegen einen Journalisten, hie und da eine Gerichtsverhandlung, mehr oder weniger lustige Streiche für Teamkollegen. Irgendwie passte das zum einstigen FC Hollywood, dem kompromisslosen Ligakrösus mit der ewig konfliktwilligen Führungsetage.

Gegenseitige Treue

Als Ribery wegen seiner Kontakte zu der minderjährigen Prostituierten Zahia Dehar angeklagt und später freigesprochen wurde, machte ihm Präsident Uli Hoeneß verlässlich die Mauer. Mia san mia, und Franck ist einer von uns. Er werde "nie vergessen, was die Leute für mich gemacht haben", sagt Ribery nun. Trotz aller Eskapaden habe ihn der FC Bayern "in meinem Leben und meiner Karriere nie fallenlassen".

Das legendäre Goldsteak.

Bei aller Geduld war hie und da doch ein Ordnungsruf nötig, zuletzt als Ribery nach dem Verspeisen eines mit Blattgold belegten Steaks mit bunten Beschimpfungen gegen seine "Neider" ausritt.

Arjen Robben war weniger kompliziert, der Niederländer hatte nur eine Allüre: Manchmal beschwerte er sich, wenn er nicht in der Startelf stand oder ausgewechselt wurde. Dann sagte er Sätze wie "Jedes Wort, das ich jetzt sage, ist eines zu viel", um dann doch noch einige Worte zu sagen. Die Essenz: Ich will spielen, vor allem in den wichtigen Partien. Wie eben auch am Samstag.

Der Robben-Trick

Der Linksfuß Robben hatte und hat noch einen Dauerschmäh, diesen auf dem Rasen: Dribbling, Haken zur Mitte, ein paar Schritte, den Ball mit links ins lange Kreuzeck geküsst, in Ausnahmefällen auch flach ins kurze Eck. Er brachte die Fans des Gegners und Feinde der Bayern verlässlich zur Weißglut. "Wie kann man das nicht kommen sehen?", fragte man da, und Robben jubelte grinsend, weil er wusste: Kann man eh. Nur nicht verteidigen.

Der Robben-Schmäh in fünffacher Ausführung.
UEFA

Gegen zwei Flügelspieler dieses Kalibers in ihrer Blütezeit hatten Europas Defensivabteilungen allgemein wenig zu melden. 2013 krönten "Robbery" ihre Zusammenarbeit mit dem Triple, im Champions-League-Finale gegen Dortmund legte Ribery Robbens Siegestor in der 89. Minute auf.

Die Watschn

Im Jahr davor gab es den größten Krach in der französisch-niederländischen Zweisamkeit, Ribery gab Robben in der Pause des CL-Halbfinalhinspiels gegen Real Madrid eine Ohrfeige. Die zwei hatten zuvor über die Ausführung eines Freistoßes diskutiert.

Die Watschn von München und der Triumph im Wembley-Stadion sind lange her, das Duo ist weit weg von einer Startelfgarantie. Teil der Bayern-Geschichte werden sie bleiben. Ribery traf in 423 Pflichtspielen 123-mal und legte 182 Goals auf, Robben schoss in 308 Pflichtspielen 143 Tore und lieferte 101 Assists.

Jede Zugabe wäre viel wert. Bayern hat vor dem letzten Spieltag zwei Punkte Vorsprung auf Borussia Dortmund, ein Punkt gegen Adi Hütters Eintracht würde zum Titel reichen. Am 25. Mai folgt das Pokalfinale gegen RB Leipzig. Mag sein, dass Arjen Robben auch dann spielen will. (Martin Schauhuber, 16.5.2019)