Als "Dreckslochländer" hatte US-Präsident Donald Trump im Jänner vergangenen Jahres mehrere afrikanische Länder sowie Haiti und El Salvador beschimpft. Zumindest ideologisch haben konservative Gesetzesgeber in den USA aber mit dem letztgenannten Staat viel gemeinsam – nämlich wenn es um das Thema Abtreibung geht. Ist in dem lateinamerikanischen Land doch ein Schwangerschaftsabbruch unter allen Umständen illegal – wie das künftig auch nahezu in Alabama der Fall sein soll. Sechs weitere US-Bundesstaaten sind nicht ganz so weit gegangen, haben aber heuer das Zeitfenster für legale Abtreibungen drastisch verkleinert.

Noch wird das Recht der Frauen auf eine sichere Abtreibung durch ein Höchstgerichtsurteil von 1973 geschützt. Das Gesetz in Alabama dient dazu, diese Rechtsprechung zu Fall zu bringen. Dank der Ernennung zweier erzkonservativer Höchstrichter durch Trump könnte dieser Angriff dieses Mal erfolgreich sein. Und das hätte fatale Folgen.

Verbote stoppen keine Abtreibungen

Verbote stoppen keine Abtreibungen, sondern drängen Frauen zu illegalen Eingriffen. Laut Schätzungen werden weltweit täglich 70.000 unsichere Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt, vor allem in Ländern mit strenger Gesetzgebung. In El Salvador sterben unzählige junge Schwangere, entweder weil sie sich scharfe oder spitze Gegenstände in den Uterus einführen, um die Fruchtblase aufzustechen, oder durch Suizid. In den USA kosteten vor dem Höchstgerichtsurteil unsichere Abtreibungen jährlich bis zu 8000 Frauen das Leben. Das Gesetz in Alabama trifft zudem vor allem Frauen aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten. Frauen mit genug Geld können weiter in andere Bundesstaaten reisen, wo Abtreibungen legal sind. Alle anderen müssen ihr Leben aufs Spiel setzen.

Kostengünstiger Zugang zu Verhütungsmitteln notwendig

Um die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zu senken, braucht es keine Verbote, sondern kostengünstigen Zugang zu Verhütungsmitteln. Auch das wird im Süden der USA den Frauen so schwer wie möglich gemacht.

Die Aussage der Abtreibungsgegner, es gehe um "pro life" – also um das Leben –, wird also zur Farce. Ebenso die Aussage von Alabamas Gouverneurin Kay Ivey, dass das Gesetz den Glauben ausdrücke, "dass jedes Leben wertvoll und ein heiliges Gottesgeschenk" ist. Immerhin verurteilt der Bundesstaat so viele Menschen pro Einwohner zum Tod wie kein anderer in den USA. Ein Verbot der Todesstrafe wird allerdings nicht diskutiert. (Bianca Blei, 16.5.2019)