Bild nicht mehr verfügbar.

Strache und Gudenus wussten nicht, dass heimlich gefilmt wird.

Foto: Reuters/Foeger

Freitagabend veröffentlichten die "Süddeutsche Zeitung" und der "Spiegel" ein politisch brisantes Video, welches Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und seinen Parteikollegen und heutigen geschäftsführenden Klubobmann Johann Gudenus in einem Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchentochter zeigt. Darin stellen die beiden Staatsaufträge in Aussicht, wenn sie etwa die "Kronen Zeitung" kauft und die FPÖ "zum Platz eins bringt" – dann könne man "über alles reden".

Etwa der Satiriker Jan Böhmermann ("morgen wird Österreich brennen") hat es angekündigt, zumindest in sozialen Medien dürfte seine Analyse treffend sein: Samstagvormittag wurden zu dem Video auf Twitter pro Minute 80 Tweets geteilt. Das ist insofern erstaunlich, hat Österreich vergleichsweise doch wenige Nutzer auf Twitter.

Nutzer nehmen Strache aufs Korn

Neben kritischer Tweets teilen Nutzer mitunter humorvolle Auseinandersetzungen mit dem Videomaterial. Besonders oft erwähnt wird eine "weiße Linie am Tisch", die zeitweise zu sehen ist. Eine Sammlung:

Neben Rücktrittsaufforderungen und Gerüchten über ein Koalitions-Aus und mögliche Neuwahlen gab es auch satirische Beiträge: Die Gebrüder Moped stellten einen neu produzierten Clip online. Titel: "Bumsti Ciao".

Gebrüder Moped

In dem kurzen musikalischen Beitrag auf Youtube wird Strache angeraten, sich um seine berufliche Zukunft zu kümmern: "Am besten suchst da (...) a gscheide Arbeit...", singen Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics. Und sie raten ihm, das "gleich auch für den Norbert" (gemeint ist Infrastrukturminister und FPÖ-Vizeparteichef Norbert Hofer) zu tun.

Twitter-Jubel gab es ob der Enthüllungen bei Polit-Berater Rudolf Fußi, der Strache in der Vergangenheit oft kritisiert hatte und von diesem deshalb auch schon geklagt wurde – zuletzt wegen des Postens eines Fotos, das Strache gemeinsam mit mutmaßlichen Identitären am Wirtshaustisch zeigte. "Straches Freund Felix Baumgartner hat mich als Berufstrinker bezeichnet. Das bin ich nicht. Aber jetzt reiss ich mir ein Flascherl auf. Oder ok. Mehrere", postete Fußi am Freitag auf Twitter.

Kritik

Auch zahlreiche Medienvertreter kommentierten das Geschehen. Claus Pandi, Journalist bei der von Strache angesprochenen "Krone", schrieb unter anderem: "Es (ist) unjournalistisch, zugegeben, aber ich empfinde heute ein großes Gefühl tiefer Genugtuung und ein Gefühl der Dankbarkeit für die großartigen Teams von @SZ und @SPIEGELONLINE". Und: "Schwer vorstellbar, dass auf den unvermeidlichen Rücktritt von Strache ein anderer freiheitlicher Vizekanzler folgt. Diese Partei ist letal kontaminiert."

Seinen Ärger brachte u.a. der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Werner Kerschbaum, zum Ausdruck: "Ich schäme mich in Grund und Boden, dass solche Menschen in der Bundesregierung sitzen beziehungsweise politische Verantwortung haben. Das hat Österreich wirklich nicht verdient!" Und der Chef des Arbeitsmarktservices (AMS), Johannes Kopf, meinte lapidar: "Ibiza ist irgendwie mies."

Schon in die kabarettistische Zukunft blickte Peter Hörmanseder von Maschek: "Werde hoffentlich übers Wochenende herausfinden, ob ich im @orf 'Vom Neonazi, zum Sportminister, zum *BEEP* – eine typisch österreichische Karriere' sagen darf", meinte er auf seinem Twitter-Account in Anspielung auf einen Satire-Beitrag vom April, der wegen des Sagers "vom Neonazi zum Sportminister" kurzfristig aus der ORF-TVthek entfernt und nach einer Entschärfung wieder online gestellt wurde. (red, APA 18.5.2019)