Zuletzt war es sein "Lieblingsmaler", der mit einem neuen Job für Schlagzeilen sorgte. Ausgerechnet Odin Wiesinger, dessen Werke in der rechtsextremen Zeitschrift "Aula" publiziert wurden, der sich für eine seiner Bilderserien den Titel "Endsieg" überlegt hat, sollte für die Blauen im Kulturbeirat des Landes Oberösterreich sitzen. Das ist jetzt Geschichte.

Dafür bekommt jetzt Kulturfan Norbert Hofer eine neue Aufgabe. Er wurde am Sonntagabend vom FPÖ-Präsidium einstimmig zum neuen Parteichef designiert.

Sein Lieblingsmaler ist Odin Wiesinger, sagt Norbert Hofer, bisher Infrastrukturminister.
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Der 48-Jährige umgibt sich nicht nur gerne mit den martialischen Werken des rechten Pinslers, auch bei seinen Kabinettsmitarbeitern im Infrastrukturministerium setzt er, Ehrenmitglied der Burschenschaft Marko Germania, auf völkische Vertraute.

Völkische Vertraute

Herwig Götschober etwa kam als Obmann der Burschenschaft Bruna Sudetia in Bedrängnis, als auch dort Liederbücher mit antisemitischen Texten auftauchen. Eine dreiwöchige Beurlaubung später war alles wieder in Ordnung. Jedenfalls für Hofer, in dessen Kabinett er seither wieder in der Presseabteilung werkelt. Die Justiz hat die Ermittlungen gegen die Bruna Sudetia noch nicht abgeschlossen.

Als Kabinettschef hat sich der Infrastrukturminister René Schimanek gewählt. Er ist einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, weil er in den 1980er-Jahren in den Kreisen des verurteilten Neonazis Gottfried Küssel unterwegs gewesen sein soll.

Bürgerliche Projektionsfläche

Hofer selbst präsentiert sich als zahme, fast schon bürgerliche, Projektionsfläche in den Reihen der Blauen. Stets ein Lächeln auf den Lippen, betont verbindlich – und meist kontrolliert. Mit ruhiger Stimme lassen sich selbst Ungeheuerlichkeiten viel leichter aussprechen. Flüchtlinge etwa nennt Hofer auch Invasoren, die bereit seien, anderen die Köpfe abzuschneiden. Konkurrent Alexander Van der Bellen wurde während des Rennens um die Hofburg schon mal zum "faschistischen Diktator".

Wahlkampferprobt ist Norbert Hofer (links). Das Rennen um die Hofburg gegen Alexander Van der Bellen zog sich über viele Monate.
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Nur einmal, wenige Tage vor dem ersten Wahlgang zur Bundespräsidentenwahl, sind Wort und Sound etwas zu stark aufgedreht. Hofer gibt unfreiwillig deutlich Vorgeschmack darauf, welches Amtsverständnis er als Bundespräsident an den Tag legen würde: "Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist." Das ist ihm passiert, trotz Ausbildung zum Kommunikations- und Verhaltenstrainer, Spezialgebiet "Crash-Rhetorik".

Inhaltliche Wendigkeit

Inhaltlich zeichnet sich Hofer durch absolute Wendigkeit aus. Einmal ist er für die Abschaffung des Verbotsgesetzes, dann wieder dagegen. Einmal trommelt er für den Öxit, dann will er davon nichts mehr wissen. Einmal träumt er davon, als Präsident die Regierung zu entlassen, dann ist davon keine Rede mehr. Mehrere Anfragen bezüglich Chemtrails, die er noch als Umweltsprecher seiner Partei gestellt hat, weist er später lachend zurück: Er als gelernter Flugzeugtechniker wisse, was Kondensstreifen seien.

Seine Leidenschaft fürs Fliegen bringt Hofer 2003 in eine private Ausnahmesituation. Er stürzt mit dem Paragleiter aus 15 Metern Höhe, bis heute ist ihm eine Gehbehinderung geblieben.

Vom Küchenplaner zum Landesparteisekretär

Aufgewachsen im burgenländischen Pinkafeld, Matura an der HTL Eisenstadt, Bereich Flugtechnik. Sein erstes Geld verdient der junge Hofer mit der Planung von Küchen. Es folgen mehrere Jahre als Ingenieur bei der Lauda Air. Politisch legt der Mann, der mit zweitem Vornamen Gerwald heißt, bald nach der Matura los und tritt der FPÖ bei. Zum Beruf macht er die Politik erst 1994. Da wird Hofer zum Wahlkampfleiter der pannonischen Blauen, übernimmt als Obmann in Eisenstadt und sitzt im Vorstand der FPÖ Burgenland.

Die folgenden Jahre ist Hofer als Landesparteisekretär eingespannt. Ein Papier, in dem der Postenschacher zwischen Rot und Blau vereinbart werden soll, bringt ihn kurz in Bedrängnis. Doch Hofer erklärt, er habe im Auftrag des damaligen Klubchefs gehandelt. Der hieß damals Manfred Kölly, ist Hofers Trauzeuge (zweite Ehe, insgesamt vier Kinder) und weiß vom damaligen Freund zu berichten, dass dieser 2005, als sich das BZÖ von den Blauen lossagt, ein wenig orientierungslos gewesen sein.

Blaues Mastermind

Hofer entscheidet sich für die Blauen. Goldrichtig, wie sich später herausstellt. Der Burgenländer steigt zum Stellvertreter von Parteichef Heinz-Christian Strache auf. Von 2006 bis 2017 sitzt er für die FPÖ im Nationalrat, ab 2013 als Dritter Präsident. Hofer ist der Kopf hinter dem freiheitlichen Parteiprogramm von 2011, in dem von der "deutschen Volksgemeinschaft" die Rede ist.

Strache trat am Samstag ab, Norbert Hofer ist Favorit für das Rennen um die Parteispitze.
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2016 stellt ihn die Partei als Präsidentschaftskandidaten auf. Im Dezember des Jahres war er bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags mit der Putin-Partei Einiges Russland in Moskau dabei. Nach knapp verpasstem Einzug in die Hofburg wird er mit dem Posten als Infrastrukturminister belohnt. Dort fiel er zuletzt mit starkem Faible für schnelles Autofahren (Tempo 140) und wenig Bereitschaft für mehr Verkehrssicherheit (Stichwort Abbiegeassistent für Lkws) auf.

Zu Strache wird ihm ein Rivalitätsverhältnis nachgesagt. Spätestens seit Hofers starkem Abschneiden bei der Präsidentschaftswahl konnte sich der Parteichef seines Postens nicht mehr ganz sicher sein. Offiziell wurde stets dementiert, dass Hofer neue Nummer eins werden könnte. Dann wurde er doch gehandelt.

Nun darf er, zumindest vorerst, die Nachfolge von Heinz-Christian Strache antreten. (Karin Riss, 18.5.2019)