Michael Gnant, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie, geht als Operateur ...

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... Thoraxchirurg Walter Klepetko ist der neue Chef der Chirurgen.

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Wien – In der Causa um die mutmaßlich gefälschten Operationsprotokolle am AKH ist es nun zu einer arbeitsrechtlichen Einigung gekommen: Der von der Wiener Staatsanwaltschaft wegen Betruges angezeigte ehemalige Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie, Michael Gnant, hat sich in der Causa seiner Entlassung vom AKH außergerichtlich mit der Medizinischen Universität Wien geeinigt. "Der Chirurg ist dafür verantwortlich, dass er in den OP-Protokollen als Hauptoperateur aufscheint, obwohl er nicht selbst operiert hat, und dafür, dass Patientinnen darüber im Unklaren gelassen wurden. Eine weitere Tätigkeit in einer universitären Leitungsfunktion an der Medizinischen Universität ist deshalb ausgeschlossen", so das offizielle Statement.

Weg aus Klinik

Da Gnant über seine chirurgische Tätigkeit hinaus auch als renommierter Brustkrebsforscher international tätig war, hat sich die Med-Uni mit ihm geeinigt, dass er sich künftig seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten widmen wird – allerdings vorerst im Rahmen einer Forschungskarenz. Gnant ist nicht mehr Klinikleiter und verzichtet auf seinen Sitz im Senat der Med-Uni, im Gegenzug wird seine Entlassung zurückgezogen.

Mit dieser einstweiligen Entscheidung wird dem Konflikt viel Wind aus den Segeln genommen. Den Skandal hatte die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz ins Rollen gebracht. Ihr waren anonym Unterlagen zugesendet worden, die belegten, dass Gnant Brustkrebspatientinnen nicht selbst operiert hatte, obwohl er im OP-Protokoll als erster Operateur vermerkt war.

Was die Patientenanwältin besonders empörte, war die Tatsache, dass Gnant vielen seiner Patientinnen angeblich versprochen hatte, sie selbst zu operieren. Sie sah darin eine bewusste Täuschung und eine Missachtung der Patientinnenrechte auf korrekte Informationen. Die außergerichtliche Einigung nimmt Pilz nun positiv zur Kenntnis, "weil Gnant somit nicht mehr im klinischen Bereich tätig sein und insofern auch keinen Kontakt mehr mit Patientinnen haben wird".

Strafrechtliches Verfahren läuft

Michael Gnants Rechtsanwalt, Stefan Prochaska von PHH Rechtsanwälte, betonte allerdings, dass diese Einigung keinesfalls als Schuldeingeständnis zu werten sei. "Gnant hat Verantwortung für die Fehler in den Protokollen übernommen, bestreitet jedoch weiter, diese mit Vorsatz angeordnet zu haben", so Prochaska. "Wo kein Schaden entstanden ist, gibt es auch keinen Betrug," betont er vor allem in Hinsicht auf das strafrechtliche Verfahren, das Gnant noch vor sich hat.

Für Gnant ist die Causa mit den OP-Protokollen noch nicht ausgestanden. Neben den strafrechtlichen Ermittlungen laufen disziplinarrechtliche Verfahren im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (Gnant war an der Med-Uni als Beamter beschäftigt) sowie bei der Ärztekammer. "Vor Abschluss dieser Verfahren ist eine klinische Tätigkeit des Arbeitnehmers an der Universität jedenfalls undenkbar", sagte Markus Müller, Rektor der Med-Uni Wien.

Nachfolge steht fest

Die derzeit vereinbarte Forschungskarenz jedenfalls bedeute, dass der ehemalige Leiter der Chirurgie physisch nicht anwesend sein wird. Die Universitätsklinik für Chirurgie der Med-Uni Wien hat auch bereits einen neuen Leiter: Als Nachfolger wurde der Lungentransplantationsexperte Walter Klepetko gewählt. Der Thoraxchirurg wird seine neue Funktion voraussichtlich im Juli antreten. (Karin Pollack, 21.5.2019)