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Lauda wird verewigt.

Foto: REUTERS/FUENTES

Monte Carlo – Mit bewegenden Worten hat Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor dem Formel-1-GP von Monaco von Niki Lauda Abschied genommen. "Es fällt schwer, so kurz nach seinem Ableben zu sprechen. Ich fühle mich wie ein Zombie. Wir haben einen Mentor, Berater, unseren Außenminister, vor allem aber einen Freund verloren", sagte Wolff. Laudas Unterschrift werde für immer auf den Silberpfeilen zu sehen sein.

Eine Episode mit dem Unikat Niki Lauda ist Wolff in besonderer Erinnerung geblieben. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2017 sei es gewesen, da habe der rastlose Ergebnismensch Lauda während des Heimflugs ein Tränchen verdrückt, sich zu ihm gedreht und gesagt: "Du weißt ja, dass ich keine Freunde in der Formel 1 habe. Aber du, Toto, du bist mein Halbfreund."

"Reißt euch zusammen und fahrt"

Wolff erzählte diese Anekdote am Donnerstag im Mercedes-Motorhome von Monte Carlo mit einem sanften Lächeln und leuchtenden Augen. Dabei war der Auftritt des Österreichers insgesamt von Schwermut geprägt. Keine drei Tage nach dem Tod des Team-Aufsichtsrats Lauda sind Wolff und der gesamte Rennstall immer noch in tiefer Trauer.

"Die Formel 1 hat ihre größte Ikone verloren. Es ist aber noch schwieriger, wenn man wie ich einen Freund verliert", sagte der 47-Jährige, während zeitgleich nur 300 Meter entfernt die Rennwagen für das erste freie Training zum Großen Preis von Monaco präpariert wurden. Business as usual in der Formel 1 – und wohl genau nach Laudas Geschmack. "Niki hätte gesagt: Reißt euch zusammen und fahrt", erklärte Wolff.

Ein Licht

Doch zumindest der sportlich seit 2014 alles dominierende Mercedes-Rennstall muss sich nach dem schmerzlichen Verlust seines Chairmans erst einmal sammeln. Lauda, der als Team-Aufsichtsratschef erheblich zu den großen Erfolgen der Silberpfeile beigetragen hatte, sei "der Inbegriff dieses Teams" gewesen und "unser Schutzschild, unser Dampfmacher. Lewis Hamilton ins Team zu holen war sein Verdienst. Es war ein Meilenstein", sagte Wolff.

Jener Hamilton, der vier seiner bislang fünf Weltmeisterschaften im Mercedes errungen hatte, unterhielt ebenfalls eine enge Verbindung zu Lauda. Der 34-Jährige nannte seinen väterlichen Freund in seinem Abschieds-Tweet "ein Licht in meinem Leben". Auch Hamilton ist in tiefer Trauer, am Mittwoch wurde er deswegen von sämtlichen Verpflichtungen, darunter der Teilnahme an der Fahrerpressekonferenz, befreit.

Lauda war am Montagabend im Alter von 70 Jahren verstorben. Wolff hatte vom Tod seines "Sparringspartners", wie er ihn am Donnerstag nannte, durch dessen zweite Ehefrau Birgit per Textnachricht erfahren.

Für ihn sei es "in den Tagen davor" absehbar gewesen, dass er mit der bitteren Nachricht würde rechnen müssen. Lauda erholte sich letztlich nicht mehr von den Folgen seiner Lungentransplantation im Sommer 2018.

"Besser geht's nicht, weiter so!"

Zuletzt sei es schwierig gewesen, mit Lauda Kontakt zu halten. Das letzte Mal habe er mit ihm nach dem Rennen in Baku Ende April gesprochen. Nach dem Doppelsieg der Silberpfeile habe Lauda zu Wolff gesagt: "Besser geht's nicht, weiter so!" Und das, fügte Wolff nach einer Pause an, "das war Niki".

Neben Mercedes hatten auch andere Teams im Gedenken an den am vergangenen Montag 70-jährig verstorbenen Dreifachweltmeister und Mercedes-Aufsichtsrat ihre Autos vor den ersten Trainings, die in Monaco stets bereits am Donnerstag stattfinden, mit Erinnerungen an Lauda versehen. Die Scuderia Ferrari etwa, in deren Autos Lauda zweimal Weltmeister geworden war, platzierte den Namen Niki Lauda auf die Seitenkästen der Fahrzeuge von Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Bei Mercedes prangte ein Danke Niki sowie die Unterschrift Laudas auf der Fahrzeugnase. Dies sowie ein rot eingefärbter Stern auf der Motorabdeckung werde ab nun für immer auf den Mercedes-Autos bleiben, betonte Wolff. (sid, APA, red, 23.5.2019)