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Fondation Luis Vuitton

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Bar Aux Folies

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Einkaufszentrum BHV in Le Marais

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Kann man sich sparen: das Gewusel auf der Place du Tertre nahe Montmartre.

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Place de la République

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Zur Person

Geboren in Bulgarien, lebt Michail Michailov seit geraumer Zeit in Wien und Paris. Momentan hat er ein zur Cité Internationale des Arts gehörendes Atelier in Montmartre. Michailov ist bildender Künstler und arbeitet mit unterschiedlichen Medien, darunter Performance, Zeichnung, Installation. Zuletzt zeigte er in der Einzelausstellung "I am everywhere" im Pariser "Drawing Lab" Arbeiten aus der Serie "dust to dust", in der der Künstler Staub zeichnet.

michailmichailov.com

Foto: Cité internationale des arts and Maurice Tric

"Ask a local ..." ist eine Serie, in der Bewohner Tipps geben, was in ihrer Stadt so los ist, wo man gut essen kann, was man unbedingt sehen und wo man übernachten sollte.

Derzeit schaut die Tenniswelt nach Paris. Der Österreicher Dominic Thiem zählt zu den Favoriten des Grand-Slam-Turniers. Aber auch für alle, denen das komplett egal ist und die mit Begriffen wie Roland Garros, Tiebreak oder Hawkeye gar nichts anfangen, empfiehlt sich eine Reise in die französische Hauptstadt. Der Künstler Michail Michailov lebt seit Jahren in Paris und hat Tipps abseits des Centre-Courts parat.

Wo bekommt man das beste Frühstück/den besten Lunch/das beste Dinner in der Stadt?

Für typisch französische Speisen guter Qualität, egal zu welcher Tageszeit, empfehle ich das Au Petit Fer à Cheval. Es ist ein sehr kleines Kultcafé mitten in Marais.

Auf welcher Spazierroute durch die Stadt begegnet man kaum Touristen?

Wenn es sonnig ist, spaziere ich gerne stadtauswärts entlang des Bassin de la Villette Richtung Park La Villette. In dem recht urbanen Setting trifft man viele junge Pariser am Wasser oder in den angrenzenden Lokalen. Dieser Spaziergang lässt sich gut mit einem Abstecher zum Kulturzentrum Centquatre kombinieren. Dort kann man Ausstellungen besuchen oder Tanzkompanien beim Training in der öffentlich zugänglichen Halle zusehen.

Bleiben wir beim Kulturprogramm: Welches Museum sollte man in Paris besuchen?

Aus der großen Museenlandschaft sticht für mich das Musée de la Chasse et de la Nature in Marais heraus. Das ehemals verstaubte Jagdmuseum wurde zu einem spannenden Ort mit wechselnden Ausstellungen, gepaart mit zeitgenössischer Kunst, umgestaltet.

Die Fondation Louis Vuitton von Frank Gehry ist für mich architektonisch das spannendste Museum der Stadt, unabhängig von den dort laufenden Ausstellungen. Mein Tipp: Wer die je nach Ausstellung sehr lange Warteschlange umgehen will, kann auch über den benachbarten Jardin d'Acclimatation (Eintritt fünf Euro) ins Museum gelangen. Der revitalisierte Kinderfreizeitpark hat eine ganz eigenartige Atmosphäre. Ich fühle mich dort immer ein wenig wie in der "Truman Show".

Wo gehst du gern abends aus?

Ich gehe gerne in eine alternative Queerbar – Les Souffleurs –, wo man zu einer späteren Stunde am Freitag und am Samstag im kleinen Keller tanzen kann. Ich mag auch das Viertel Belleville. Es ist nicht so schick, und da gibt es viele gute Lokale wie die Bar Aux Folies. Wer lieber exklusiv unterwegs ist, sollte in den von David Lynch konzipierten Club Silencio gehen, dort gibt es auch die besten Cocktails. Wer elektronische Musik mag, geht am besten ins La Station.

Was sollte man sich in Paris auf keinen Fall entgehen lassen?

Als Kontrapunkt zu "Mona Lisa" würde ich zum Grabmal von Dalida auf dem Friedhof von Montmartre gehen (lacht) und dann unweit davon zur Bäckerei Artisan Boulanger am Fuße von Montmartre, dort gibt's das beste Croissant von Paris.

Wo kann man gut shoppen?

Das alte jüdische Viertel Marais hat sich in den letzten Jahren in einen Shopping-Hotspot verwandelt. Kleine Boutiquen, nette Blumenläden, Concept-Stores, das traditionelle Einkaufszentrum BHV, Secondhand-Shops und renommierte Designerläden finden sich hier. Ich empfehle besonders Les Mots à la Bouche. Der gut sortierte Buchladen ist einer der letzten aus den 1990ern übrig gebliebenen. In dieser Zeit hat die queere Szene das Marais für sich entdeckt.

Was sollte man auf gar keinen Fall machen, wenn man zu Besuch in Paris ist?

Ich würde auf gar keinen Fall die Gegend rund um die Place du Tertre am Montmartre empfehlen. Der sicherlich ehemals schöne Platz ist leider tot und zur reinsten touristischen Kulisse verkommen.

Wo empfiehlt es sich, sein Quartier zu nehmen?

In der Nähe der Place de la République. Egal ob mit der Metro oder zu Fuß, von hier aus ist man relativ schnell überall.

Wohin fährst du, wenn du mal ins Grüne willst?

Bis man aus Paris rauskommt, dauert es etwas. Ich bevorzuge daher eher die zahlreichen Parks von Paris, etwa den Parc des Buttes-Chaumont. Dort ist zwar oft viel los, aber er ist sehr schön gelegen mit Blick bis zum Sacré-Coeur. Und wenn man am Sonntag nach dem Spazieren Lust auf Getränke, Snacks oder abends wildes Tanzen hat, sollte man dort unbedingt ins Rosa Bonheur gehen. Es ist ein Pavillon mit Barbetrieb und befindet sich direkt im Park. Bei Schönwetter ist das Lokal sehr angesagt, und um eine lange Warteschlange zu vermeiden, empfiehlt es sich, vor 20 Uhr zu kommen.

Welcher Film beschreibt Paris am besten?

"Frances Ha" – es ist ein Film über eine Amerikanerin, die auf einem Selbstfindungstrip für zwei Tage nach Paris fährt. (Michael Steingruber, 27.5.2019)