Jürgen Melzer will in Paris im Doppel aufzeigen.

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Das ist nicht der Trainer von Nicolas Mahut, das ist sein Sohn.

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Paris – Durchs Reden kommen die Leute zusammen. Das ist im Profisport nicht anders als auf den Balearen. Also schrieb Jürgen Melzer seinem Kollegen Nicolas Mahut eine Nachricht. Der Inhalt in verkürzter Form: Ich suche einen Partner, du suchst einen Partner, wie schaut's aus? Es folgte ein vertiefendes Gespräch in Monte Carlo, nun bilden der 38-jährige Österreicher und der 37-jährige Franzose ein Doppel für die French Open und Wimbledon.

Wenn sich Melzer und Mahut auf ein Packerl hauen, ist dabei sein nicht alles. Melzer hat mit dem Deutschen Philipp Petzschner 2010 Wimbledon und 2011 die US Open gewonnen. Mahut hat sich wiederum den Traum vom Karriere-Grand-Slam erfüllt. Mit seinem Landsmann Pierre-Hugues Herbert hat er jedes der vier Major-Turniere je einmal gewonnen, zuletzt die Australian Open im Jänner.

Der junge Brad Pitt

Als Herbert im Frühjahr ankündigte, sich auf seine Einzelkarriere konzentrieren zu wollen, ging bei Mahut das Postfach über, als wäre er der junge Brad Pitt auf Tinder. "Es freut mich sehr, dass er sich für mich entschieden hat", sagt Melzer zum STANDARD. Mangelnde Spielpraxis als Doppelpaarung muss durch Routine kompensiert werden. Ein einziges Turnier haben die beiden bisher gemeinsam bestritten: "Man wird sehen, ob das quasi aus dem Stand heraus zu schaffen ist."

An der Form des Österreichers sollte es nicht scheitern: Drei Turniere hat er in diesem Jahr gewonnen, zwei davon auf ATP-Ebene in Marrakesch und Sofia, mit unterschiedlichen Partnern: "Das zeigt, dass ich mich schnell auf einen Spielertyp einstellen kann. Also warum sollte es mit Mahut nicht klappen? Ich kann mich jedenfalls nicht beschweren, ich habe dieses Jahr das Maximum rausgeholt."

Gute Erinnerungen

Auf der roten Asche von Paris feierte Melzer seinen größten Erfolg als Einzelspieler, hier erreichte er 2010 das Halbfinale. Gegen Rafael Nadal war Endstation. Zuvor hatte der Österreicher gegen Novak Djokovic in fünf Sätzen gewonnen. Es war wohlgemerkt dessen einzige Niederlage nach einer 2:0-Satzführung. Der Sieger neun Jahre später: "Es waren ganz große Emotionen, heute sind es nur noch schöne Erinnerungen. Ich lebe in der Gegenwart."

Die Gegenwart heißt Doppel: "Im Vergleich zum Einzel ist es weniger zeitaufwendig. Das Training ist zwar ebenso intensiv, die Matches und das ganze Drumherum dauern aber kürzer. Das ist mir als Familienvater nicht unangenehm." Und woher die Motivation, sich nach wie vor auf dem Tennisplatz abzurackern? "Es geht nicht ums Geld. Es ist die Leidenschaft. Ich habe das Gefühl, dass ich noch vorn mitmischen kann. Alles was ich ansonsten tun würde, kann ich in drei Jahren auch noch machen."

Der Marathon-Mann

Mahut wurde seinerseits durch eine Niederlage berühmt. Am 24. Juni 2010 stellten er und John Isner in Wimbledon einen Rekord auf. Nach elf Stunden und fünf Minuten verlor Mahut mit 4:6, 6:3, 7:6, 6:7, 68:70. Allein der letzte Satz dauerte acht Stunden und elf Minuten. Es war die längste Begegnung der Tennisgeschichte.

Das erste Match bestreitet die als Nummer 13 gesetzte Paarung Mahut/Melzer gegen die Italiener Cecchinato/Seppi. Weil das Leben seltsame Blüten treibt, musste Mahut bereits im Einzel gegen Marco Cecchinato antreten. Der mit einer Wild Card ins Feld gerutschte Franzose setzte sich gegen den als Nummer 16 gesetzten Vorjahreshalbfinalisten im fünften Satz durch. Wie es sich für einen Marathon-Mann gehört. (Philip Bauer aus Paris, 27.5.2019)